Sanna Lüdi, die engagierte Sportlerin

... im Gespräch mit der Krebskillerin

Sanna Lüdi, Sie haben im Skicross bereits mehrere Medaillen bei Weltcuprennen erkämpft und Sie haben schon zweimal die Schweiz bei Olympischen Winterspielen vertreten.

 

Auf welchen Erfolg sind Sie am meisten stolz und welche Ziele haben Sie für die Olympischen Winterspiele im Februar 2018?


Am meisten stolz bin ich auf meine Leistung bei den letzten Olympischen Spielen in Sotschi [Сочи, 2014]. Da habe ich, wider aller Erwartungen, das Unmögliche möglich gemacht und trotz widriger Umstände, wie ein gebrochenes Bein oder fehlendes Training auf der Strecke, eine fast perfekte Leistung abgeliefert. Ich lag mit reichlich Vorsprung vor der Olympiasiegerin [Marielle Thompson, Kanada] in Führung und erst in der letzten Kurve hat mir die im linken Bein fehlende Kraft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber nichtsdestotrotz, ich bin stolz darauf, dass ich zum richtigen Zeitpunkt die bestmögliche Leistung abrufen konnte und im sogenannten Flow war.

Es liegt also auf der Hand, dass ich für die kommenden Winterspiele in Pyeongchang [평창군, 2018] wieder konsequent arbeiten werde. Ich will noch einmal alles aus mir herausholen, diesmal aber als gesunder, topfitter Mensch, so dass ich mir meinen Traum von der Goldmedaille erfüllen kann.

Der olympische Wettkampf im Skicross der Frauen (Sotschi, 2014) ist hier in voller Länge zu sehen. Sannas grandioses Viertelfinale gegen die Olympiasiegerin mit dem unglücklichen und tragischen Ende beginnt exakt bei 1:04:55 h.

Wie wurden Sie zur Botschafterin für das Race for Life und was hat Sie bewogen, dabei mitzumachen?

Die SAKK [Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung], für die ich ebenfalls als Botschafterin tätig bin, hat mich für das Race for Life angefragt. Leider ist meine Familie, wie viele andere auch, nicht vom Krebs verschont worden. Das Thema hat mich schon früh beschäftigt. Als Kind war es der böse, große, unbesiegbare Gegner der mir unheimliche Angst machte.

Ich bin froh, wenn ich jetzt mit solchen Kleinigkeiten wie der Teilnahme am Race for Life in Bern oder Wandern für Greenhope [eine Stiftung, in der Sportler krebskranke Kinder glücklich machen] im Wallis einen kleinen Beitrag für den Kampf gegen den Krebs leisten kann. Durch den Sport habe ich Kämpfen gelernt und ich hoffe, dass ich eben diesen Kampfgeist etwas weitergeben kann.

Als ich im letzten Jahr selber mit einer rätselhaften Krankheit konfrontiert war und immer eine Woche auf die Resultate warten musste, wurde mir bewusst, wie verdammt plötzlich alles, was selbstverständlich schien, vorbei sein kann. Ich hatte nochmal Glück und die Diagnose Krebs blieb mir erspart. Aber genau deswegen habe ich allerhöchsten Respekt vor denjenigen, die sich dieser Diagnose stellen und gegen sie ankämpfen.

Betreiben Sie selbst auch eine aktive Krebsvorsorge und würden Sie diese als beispielhaft oder wenigstens als ausreichend ansehen?

Ich schaue etwas auf die Ernährung, vermeide möglichst raffinierten Zucker und sehr säurehaltige Nahrungsmittel. Wenn man oft unterwegs ist, ist das aber schwierig. Was ich immer dabei habe, ist eine Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor. Als passionierte Surferin weiß ich natürlich, dass dies auch nicht immer vor Hautkrebs schützen kann. Durch den Sport werde ich kontinuierlich ärztlich betreut, ich rauche nicht und bewege mich viel. Ich denke, da kann man von einer ausreichenden Vorsorge sprechen.

Gibt es auch unter Ihren Sportkolleginnen Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind oder waren? Oder ist das unter Hochleistungssportlern eher ein Tabuthema?

Ich kenne zum Glück in meinem direkten Sportumfeld keine Frau, die von Brustkrebs betroffen ist. Daher wurde auch noch nie groß darüber diskutiert. Hautkrebs ist da schon ein bedeutenderes Thema. Wir Sportler beschäftigen uns mehr mit unseren direkten Gegnern auf der Strecke, auf dem Feld oder im Ring und weniger mit "Unsichtbarem" wie Krankheiten.

Herzlichen Dank für das Interview und Ihr großartiges Engagement. Natürlich drücke ich ganz fest die Daumen dafür, dass keinerlei gesundheitliche Schwierigkeiten mehr den Kampf um olympisches Gold behindern.