Kylie Minogue (36) ist eine der berühmtesten und erfolgreichsten Frauen der internationalen Popmusik. Im Frühjahr 2005 erhielt sie bei einer Vorsorgeuntersuchung ihre Diagnose Brustkrebs. Mit ihr zusammen stand sofort eine ganze Nation unter Schock.
Kylie war gerade auf ihrer "Showgirl: The Greatest Hits"-Tour in in ihrem Heimatland Australien unterwegs. Sie brach die Tour ab und unterzog sich ihrer Behandlung: brusterhaltende OP im Mai, sechs Monate Chemotherapie und anschließende Bestrahlungen. Auf Bildern aus dieser Zeit sieht man eine abgemagerte und erschöpfte Kylie.
In Australien brach währenddessen der Kylie-Effekt aus: es gingen 40 % mehr Frauen zur Vorsorgeuntersuchung. Selbst Kinder und Jugendliche konnten etwas zum Thema Brustkrebs erzählen.
Kylie Minogue engagierte sich schon in den Jahren davor im Kampf gegen den Krebs, sie trat energisch für die Vorsorgeuntersuchung und die Brustkrebs-Früherkennung ein und sammelte Spenden, indem sie einen ihrer BHs signierte und versteigern ließ.
Kylie hat die harte Therapie überstanden und ist nun schon zehn Jahre krebsfrei: "Es ist unfassbar, wenn das Haar wieder wächst und du jeden Morgen eine neue Augenbraue oder eine neue Wimper begrüßt." [Stern, 06. Dezember 2006]
Ende des Jahres 2006 setzte sie ihre Tour unter dem Titel "Showgirl: The Homecoming Tour" fort. Im nachfolgenden Video ist sie bei einem dieser Konzerte im Dezember 2006 im australischen Melbourne zu sehen.
Im Januar 2007, in Manchester, musste sie diese Tour allerdings wegen Erschöpfung noch einmal unterbrechen. Inzwischen ist sie wieder aktiv und weiterhin erfolgreich im Musikgeschäft tätig. Bis jetzt hat sie 70 Millionen Tonträger verkauft und war mit 34 Singles in den Top-Ten. Damit ist sie nach Madonna der zweiterfolgreichste weibliche Popstar.
An den letzten beiden Tagen konnte ich das Leben wieder etwas genießen. Ich traf mich mit Lucy und mit Wendy und ich war mit André im Kino. Mit meinen Frendinnen hatte ich sehr viel Spaß. Wir gaben uns nicht mit uninteressanten Dingen oder wilden Gerüchten ab, sondern wir besprachen alles, was uns wichtig und interessant erschien. Das war sehr entspannend.
Aber meine Leistungsfähigkeit ist und bleibt schlecht. Nach nur zwei Treppen bin ich kaputt, muss immer noch viel husten und die daraus resultierende Luftnot zwingt mich zu Pausen. Viel laufen funktioniert auch noch nicht. Nach ca. 1,5 km bin ich sofareif.
Wollt ihr wissen, welchen Kinofilm wir gesehen haben? The Hateful Eight.
Der Film hat nicht die hohe Qualität von "Django Unchained" (ebenfalls unter der Regie von Quentin Tarantino), lohnt aber trotzdem den Kinobesuch. Der Western spielt in einem sogenannten Miederwarenladen während eines verheerenden Schneesturmes. Die acht Personen in der Hütte sind offenbar nicht die, die sie vorgeben zu sein. Auf das große Blutbad muss der Zuschauer jedoch über eine Stunde warten. Samuel L. Jackson gibt eine Glanzleistung ab und die Landschaftsaufnahmen sind grandios. Die Figuren sind gefährlich, undurchsichtig und nach 168 min fast alle tot ...
Nicht für den Film, sondern für mich: ...
... sechs Punkte.
Heute war wieder Taxoltag. Davor hatte ich einen Termin bei einem Lungenarzt (Pulmologe), bei dem ich verschiedene Lungenfunktionstests über mich ergehen ließ. Ich musste mal langsam und mal schnell in ein Gerät ein- und ausatmen und die Verteilung der Luft in der Lunge wurde in Zeitkurven aufgezeichnet. Alles war in Ordnung. Das hat mich zwar beruhigt, aber nicht meinen Husten vertrieben. Dafür habe Cortison zum Inhalieren bekommen.
Morgen steht eine große Laboruntersuchung auf dem Programm. Danach wird ein Herzspezialist (Kardiologe) eine Echokardiografie durchführen. Das ist eine Ultraschall-Untersuchung meines Herzens, um dort nach einer möglichen Ursache für meine Leistungseinschränkungen zu suchen.
Bleiben alle Untersuchungen ohne Ergebnis, kann man als einzige Ursache von einer Nebenwirkung des Taxols ausgehen.
Nach der Chemo war ich heute wieder richtig kaputt und fiel nach einer großen Pizza Hawaii auf mein Sofa ...
Der Tag begann sehr früh bei meinen sehr ausgeschlafenen, freundlichen und lieben Schwestern in der Onkologie mit einer Nüchtern-Blutabnahme. Am frühen Nachmittag hatte ich dann einen Termin beim Kardiologen. Per EKG und Ultraschall wurde mein Herz genauestens untersucht. Zum Glück ist alles in Ordnung. Das heißt, es sind wirklich nur seltene Taxol-Nebenwirkungen, die mir momentan das Leben schwer machen.
Hatte ich vor der Untersuchung noch genügend Power, um ein paar kurze Wege zu erledigen, war ich danach total kaputt und nur noch auf dem Weg zu meinem Sofa.
Heute war mir ständig übel und mir schmerzten alle großen Gelenke. Am Mittag erhielt ich von Frau Dr. O. das Ergebnis meiner Nüchtern-Blutabnahme vom 04. Februar. Das Ergebnis schmetterte mich dann auch noch psychisch zu Boden. Ich habe eine Nebenieren-Insuffizienz - wahrscheinlich und hoffentlich eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Dafür benötige ich nun einen Termin bei einem Endokrinologen, einem Spezialisten für hormonelle Erkrankungen.
Meine Nebenniere produziert momentan zu wenig Cortisol. Dieses lebenswichtige Stresshormon ist in umfangreiche Stoffwechsel-Prozesse des Körpers eingebunden. Es ist für den Energieumsatz in nahezu jeder Körperzelle verantwortlich und nimmt Einfluss auf den Blutzucker- und den Natrium-Spiegel, das Immunsystem, den Eiweiß- und den Knochen-Stoffwechsel.
Cortisolmangel kann zu Übelkeit, Müdigkeit, ausgeprägter Leistungsminderung, Schlappheit, Frieren, Muskel-, Gelenk- und Knochen-Schmerzen führen.
Zum Glück treten nicht alle dieser Symptome bei mir auf, mein Wohlbefinden wird trotzdem nachhaltig beeinträchtigt. Den Cortisolmangel muss ich jetzt täglich mit Medikamenten ausgleichen. Ich lasse mich überraschen, was sich für mich ändert.
Zunächst war ich heute ziemlich schlapp. Aber schon zwei Stunden nach der Einnahme meiner ersten Cortisondosis änderte sich das schlagartig. Ich war müde und doch wach, bekam ein hochrotes Gesicht und mir wurde leicht übel. Meine Hände zitterten und ich musste höllisch aufpassen, dass ich nichts fallen ließ. Ständig hatte ich den Wunsch, meinen heißen Kopf in ein Eisbad zu tauchen und wenn es wirklich mal besser wurde, kamen die üblichen Hitzewellen über mich. Gegen Abend fiel ich total kaputt auf mein Sofa, aber da stand schon die nächste Cortison-Dosis bereit. Die ist zwar kleiner als die am Vormittag, aber ich bin gespannt, wie gut oder schlecht ich schlafen werde.
Im persönlichen Umfeld von Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind, leben nicht selten auch Kinder und Jugendliche, für die es ebenfalls sehr schwer ist, mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Aus diesem Grund möchte ich euch heute mal zwei Internetseiten vorstellen, die sich speziell den Bedürfnissen der jüngsten Generation im Umgang mit der Krankheit widmen. Pinkribbon Deutschland hat durch die Kampagne "Pink Kids: Von Jugendlichen für Jugendliche" mit "Pink Kids" eine Internetseite geschaffen, die sich dieser Problematik annimmt.
"Mum hat Brustkrebs" ist ein weiteres Projekt dieser Art. Hier können sich Kinder und Jugendliche nicht nur auf altersgerechte Weise selbst zum Thema Brustkrebs informieren, sie kommen sogar selbst zu Wort.
Ich habe es geschafft. Nach vier langen Wochen war ich schwimmen. Was für ein Gefühl im Wasser! Wohlbefinden, Wellness, Leichtigkeit - ein gewohntes und so lang vermisstes Feeling ...
Aufgeputscht mit Cortison startete ich ganz übermütig.
Aber schon nach 50 Metern erwachte ich aus meinem Schwimmertraum. Nichts ist mehr wie es mal war - keine Kondition, schlappe müde Muskeln und nur wenig Puste in der Lunge. Nach 700 Metern war ich total erschöpft, aber glücklich. Morgen greife ich wieder an!
Dienstagabend ist ihre Zeit. Die seit 1998 beliebte Krankenhausserie "In aller Freundschaft" wird in unzähligen deutschsprachigen Haushalten gesehen und SIE ist seit der ersten Folge dabei: Hendrikje Fitz (54) in der Rolle der Pia Heilmann. Sie spielt die Ehefrau des Ärztlichen Direktors und Leiters der Sachsenklinik Roland Heilmann. Das Filmpaar hat in den 17 Jahren viel erlebt, unter anderem war Pia Heilmann an Brustkrebs erkrankt.
Nun hat sie die Geschichte ihrer Rolle im wahren Leben leider eingeholt. Im August 2014 erhielt Hendrikje ihre Diagnose. Sie hatte den Tumor während ihres Urlaubs selbst getastet. Es folgten eine Chemotherapie, danach die operative Entfernung des Tumors und 28 Bestrahlungen bis zum Juni 2015.
Im November 2014 bekam das "In aller Freundschaft"-Team einen Bambi überreicht. Hendrikje erschien mit einer Mütze und erzählte in einem Interview: "Ich habe Brustkrebs." Sie versteckte sich nicht und bekannte sich öffentlich zu ihrer Erkrankung. Trotz Therapie drehte sie weiter und blieb präsent im Fernsehen.
Der folgende Film ist ein ausführliches Interview (2015) von Corinna Saric (Susan G. Komen Deutschland e.V.) mit Hendrikje Fitz:
Im Sommer 2015 hatte sie den Krebs besiegt. Doch schon im Oktober erhielt sie die niederschmetternde Nachricht: Hirnmetastasen, inoperabel!
Frau Fitz legte eine berufliche Pause ein und versucht nun, mit der ungünstigen Prognose zu leben. Sie erhält Cortison und sie weiß, dass ab sofort jeder Tag ein Gewinn ist. Sie kämpft, geht offen mit ihrer Erkrankung um und steht nun wieder vor der Kamera. Ihr Ziel: diese Staffel zu Ende drehen und damit bis zum Sommer 2016 durchzuhalten.
Im Moment geht es ihr gut und sie strahlt eine bewundernswerte Ruhe aus. In einem aktuellen Interview sagt sie: "logischerweise müssen wir weiter gucken, wie sich alles entwickelt". Ihre Kraft schöpft sie aus dem Buddhismus. Ganz nebenbei ist sie seit 2009 als Botschafterin der José Carreras Leukämie-Stiftung tätig.
Liebe Frau Fitz, ich persönlich bewundere ihren Mut, ihren Lebenswillen und ihre Kraft. Sie sind eine
Kämpferin, die - da bin ich mir sicher - ihr Leben bewusst weiterleben wird.
Chapeau, Frau Fitz!
Heute hatte ich meine letzte Taxol-Infusion. Ein wichtiger Lebensabschnitt geht damit für mich zu Ende. Ein komisches Gefühl, denn seit dem 16. September war der Mittwoch für mich eine feste Größe im Terminkalender - für die Therapie oder zur Blutbildkontrolle.
Ich habe Frau Dr. O. regelmäßig gesehen und habe mich von den Schwestern liebevoll umsorgen lassen. Irgendwie gab mir das eine Sicherheit, die ich so vorher nicht kannte und bei der ich Angst habe, dass ich sie vermissen werde. Unter der Chemotherapie habe und hatte ich immer das Gefühl, vor fiesen kleinen Krebszellen abgeschirmt zu sein.
Nun fühle ich mich sehr müde und schlapp, sowohl physisch als auch psychisch. In den nächsten Tagen werde ich wieder unter den Taxol-Nebenwirkungen leiden und danach werde ich eine kleine
Verschnaufpause bis zum Beginn der Bestrahlungen haben.
Kann ich mich bis dahin etwas erholen? Kann ich nachts endlich wieder durchschlafen? Werde ich an den Tagen aktiver werden? Fragen über Fragen.
Ich möchte mich hier unbedingt bei allen meinen Schwestern in der ambulanten Chemotherapie "meiner" Klinik bedanken! Sie alle waren einsame Spitze und haben mir die vielen Stunden bei und mit ihnen sehr, sehr angenehm werden lassen. Sie standen mir immer mit Rat und Tat zu Seite, hatten kleine und wertvolle Tipps parat, waren immer gut gelaunt und ausgeglichen und ... und ... und ...
Ich werde sie alle irgendwie vermissen. Bleibt wie ihr seid, ihr habt bei mir alles richtig gemacht.
Die letzten beiden Tage waren - natürlich - Sofatage. Ich war müde und hatte starke Schmerzen in den Beinen. Inzwischen plagen mich taube Finger und Laufen ist eine echte Herausforderung, da ich mehr als die Hälfte meiner Zehen nicht mehr spüre. Komischerweise schmerzen sie aber, sobald sie mit der Bettdecke oder einem Strumpf in Berührung kommen. So ähnlich müssen sich wohl Phantomschmerzen anfühlen.
Die Chemo ist beendet, aber ich spüre davon noch nicht viel. Eine Verbesserung gibt es aber: ich war am Wochenende dazu fähig, jeden Tag zum Schwimmen zu gehen. Ich bin so stolz auf mich! Schließlich muss ich die Tage vor Beginn der Bestrahlungen noch nutzen.
Nach dem Morgenschwimmen streikten meine Beine und ich musste mich in waagerechter Position ausruhen. Das wiederum bescherte mir den einen und den anderen guten Film ...
Der Tag begann für mich bereits um 4:30 Uhr, ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Deshalb ging ich frohgelaunt schwimmen, doch hier folgte ein böses Erwachen. Es ging fast gar nichts. Ich schaffte kaum, 50 Meter durchzuschwimmen. Meine Lunge streikte und bestrafte mich mit heftigen Hustenanfällen. Ich musste meine sportlichen Aktivitäten ganz schnell wieder abbrechen. Das hat mich schon sehr deprimiert.
André rettete den Tag. Wir verbrachten gemeinsam ein paar gemütliche Stunden und ich vergaß mein morgendliches Desaster.
Heute habe ich etwas für mein Seelenwohl getan. Mit meinem sich neu entwickelnden Husten und anhaltenden Schmerzen in den Beinen, aber mit weniger Hitzewallungen gestaltete ich meinen Tag abwechslungsreich. Ich bummelte durch die Stadt und traf mich mit Katy zum Mittag. Wir redeten nicht wenig und ich genoss unser Zusammensein sehr. Danach war ich allerdings ausgelaugt und musste zurück ... auf mein Sofa.
Nach dem 12. und letzten Taxol-Zyklus steht fest: Chemo ist nichts für Weicheier, aber die Starken halten es locker aus!
Viele Wochen lang fühlte ich mich ohne Unterbrechung "wie nach einem harten Arbeitstag" - manchmal ein wenig besser, manchmal auch noch schlechter. Schlimm ist, dass es mir in dieser langen Zeit nicht einen einzigen Tag lang "sehr gut" oder "ausgezeichnet" ging, dass es stets mehr zu beklagen gab als nur "kleine Einschränkungen". Gut ist aber auch, dass Tage, an denen es mir "sehr schlecht" ging oder die ich "am liebsten im Bett bleiben" wollte, eine seltene Ausnahme blieben.
Nach dieser langen Zeit sehne ich mich mal wieder nach einem traumhaft schönen 8- oder 9-Punkte-Tag. Ich bleibe optimistisch!
Wer eine Taxol-Chemo noch vor sich haben sollte, darf sich darauf freuen, dass sie - so sagt es die Wissenschaft - leichter zu ertragen ist, als beispielsweise eine mit Anthrazyklin. Weil aber jede Patientin anders und damit auch etwas ganz Besonderes ist, kann ich das mit meinen persönlichen Erfahrungen leider nicht bestätigen.
Ich habe bei mir sehr deutlich beobachten können, dass es mir immer am Tag 0 (Tag der Infusion) noch relativ gut ging. Dann setzte jeweils eine etwa zwei Tage andauernde Talfahrt ein, bis sich der Körper allmählich wieder vom krebskillenden Gift erholen konnte. Immer in der zweiten Hälfte eines Zyklus lassen sich so auch vernünftige Dinge planen.
Ich habe es überlebt und ihr, liebe Mädels, schafft das auch! Vergesst nie, dass die Chemo (trotz der fiesen Nebenwirkungen, über die ich ja bereits ausführlich berichtet habe) euer allerbester Freund ist, der euch hilft, wieder richtig gesund zu werden. Auch unter Chemo-Einfluss lassen sich viele glückliche Momente genießen!
Ihr wollt wissen, wie es mir geht?
Das Gute zuerst: Mein Husten ist auf dem Rückzug.
Nun das weniger Gute: Meine Sensibilitätsstörungen, besonders in den Füßen, werden immer unangenehmer. Inzwischen schmerzen alle Zehen. Gleichzeitig bin ich dort und im Fußballen fast gefühllos und das Laufen wird zum Balanceakt, besonders wenn es nass oder glatt ist. Auch das Treppensteigen (abwärts!) ist erschwert. Meine Fingerspitzen spüre ich immer weniger und das Schreiben mit einem Stift ist eine Qual. Ihr dürft euch glücklich schätzen, hier nicht meine Handschrift lesen zu müssen! Gestern abend hatte ich als Zugabe auch wieder ausgeprägte Unterschenkelödeme. Ich habe länger stehen müssen und danach bemerkt, dass irgendetwas anders war.
Im Moment bin ich nicht so zufrieden mit meiner Gesundheit. Das trübe, graue Wetter hellt auch nicht meine Stimmung auf.
Im Moment überwiegen immer noch die negativen Nebenwirkungen. Sie bestimmen meinen Alltag. Nach dem Schwimmen war ich heute total kaputt. Mir tat wirklich alles weh und das Laufen fiel mir sehr schwer. Ich flüchtete mich deshalb wieder auf mein Sofa. Inzwischen wird es auch immer schwerer für mich, Buchseiten umzublättern oder Knöpfe zu schließen, da meine Gefühlsstörungen in den Fingern an Intensität zunehmen. Das einzig Gute war ein weiterer Sieg meiner Eisbären.
Heute starteten die Vorbereitungen für die Bestrahlung. Als erstes musste ich in die Radioonkologie und hier bekam ich, auf einem Untersuchungstisch liegend, zwei kleine Markierungen auf die rechte Brust. Danach verpassten mir zwei sehr nette Röntgenassistentinnen vier pinkfarbene (!!!) Markierungen um die rechte Brust herum und diese wurden mit kleinen transparenten Pflastern überklebt. Zum Abschluss erhielt ich noch ein CT vom Brustkorb. Bis nächste Woche berechnet der Radioonkologe die Strahlenwege für die Bestrahlung der Brust. Ziel ist es, die restlichen, immer noch verbliebenen Krebszellen zu killen und so wenig wie möglich gesundes Gewebe zu bestrahlen und zu schädigen.
Ich beendete den Tag gemeinsam mit Kristin. Wir trafen uns und hatten eine Menge zu erzählen. Schön, wenn man dabei einfach mal die Zeit vergessen kann.
In den Nächten plagen mich zunehmend Hitzewallungen. Ich erwache öfter, weil mir heiß ist und das überwiegend am haarlosen Kopf, am Hals und am Brustkorb. Der restliche Körper ist seltsamerweise nicht betroffen. Meine Polyneuropathien (Taubheitsgefühle) in den Fingern nehmen zu und am Morgen schmerzen die Hände, wenn ich sie bewege.
Aber es gibt auch Positives: ich gehe weiterhin fleißig ins Kino und werde in diesem Jahr meine Oscarfavoriten mit euch teilen. Also seid schon einmal neugierig, am 27. Februar vergebe ich meine persönlichen Oscars!
Die letzten beiden Tage verliefen ziemlich unspektakulär. Während ich gestern noch gut unterwegs war, kam heute der Rückschlag. Ich hatte starke Schmerzen in den Füßen und den Beinen, so dass mir das Laufen sehr schwer fiel. Die Hitzewellen nehmen zu und sind nur schwer zu ertragen. Ich habe deshalb wieder mal mein Sofa belagert und mir eine DVD angesehen.
Ich habe inzwischen die meisten Filme gesehen, die für einen Oscar nominiert sind, nur "Room" und "Trumbo" sind in den deutschsprachigen Kinos noch nicht angelaufen. Deshalb kann ich nicht alle Filme und Darsteller beurteilen. Ich werde aber anhand der Trailer eine Prognose abgeben.
Bester Film
Ein Film hat mich persönlich überzeugt: "Spotlight". Hier stimmt einfach alles: Story, Darsteller, Kamera. Keine Action, keine Special Effects, nur Schauspielkunst pur. Die Geschichte ist und bleibt aktuell. Es geht um Kindesmissbrauch durch Würdenträger der katholischen Kirche. Angelehnt an eine wahre Geschichte aus dem Jahr 2001, erzählt der Film von der anstrengenden und zermürbenden Recherchearbeit der Abteilung "Spotlight" des Boston Globe. Die Thematik ist wahrscheinlich zu brisant, um mit einem Oscar geehrt werden zu können.
Bester Hauptdarsteller
Hier wird die Jury sehr wahrscheinlich auf Leonardo DiCaprio setzen (wann, wenn nicht jetzt!) und ich tue es auch. Er trägt den Film "The Revenant" ganz allein und verdient dafür die Auszeichnung. Auf alle Fälle wird Bryan Cranston in "Trumbo" eine sehr bewegende Performance abgeben und Eddie Redmayne in "The Danish Girl" sollte man in seiner Perfektion und Einmaligkeit auch in die engere Wahl ziehen. Mein heimlicher Favorit ist und bleibt Matt Damon, aber der Film "The Martian" bot ihm keine Oscarrolle.
Beste Hauptdarstellerin
Meine Favoritin ist ganz klar Jennifer Lawrence! Ihre Performance in "Joy" ist einmalig - leidenschaftlich, kompromisslos. Sie lebt die Person der Joy förmlich. Ihre Magie strahlt in jeden Kinosessel. Ihre Konkurrenz wird Brie Larson in "Room" sein - und das zu Recht. Hier wird es richtig spannend.
Bester Nebendarsteller
Auch hier ist meine persönliche Wahl eindeutig und daran rüttelt keiner: Sylvester Stallone. Was er hier zeigt, haben ihm viele nicht zugetraut. Er verschmilzt mit seiner Rolle in "Creed". Er ist Rocky Balboa, der inzwischen sehr zurückgezogen in Philadelphia lebt. Weit entfernt vom Boxen betreibt er ein kleines Restaurant. Der Sohn seines ehemaligen Gegners Creed bittet ihn um Hilfe. Er sucht einen Trainer, der ihm hilft, ein Boxer auf Weltniveau zu werden. Ich möchte euch deshalb den Film an dieser Stelle empfehlen.
Beste Nebendarstellerin
Hier fällt meine Wahl ganz klar auf die wunderbare Jennifer Jason Leigh. Nachdem sie im Kino schon vergessen war, verhalf ihr Quentin Tarantino zu einer außergewöhnlichen und mutigen Rolle. Sie spielt in "The Hateful 8" eine Mörderin, die von einem Kopfgeldjäger dem Gericht übergeben werden soll. In dieser Rolle ist sie keine interessante Frau mehr, sondern nur noch eine heruntergekommene, verschmutzte, altersmäßig unschätzbare Verbrecherin. Dazu gehört Mut, sich bis zur Unkenntlichkeit zu wandeln. Ihre Rolle spielt sie perfekt.
Mein Tipp
Wahrscheinlich werden bei der Verleihung der Oscars meine Wünsche nur unvollständig berücksichtigt werden. Deshalb kommt hier noch mein Tipp, wie sich die Jury wohl entscheiden wird:
Bester Film: The Revenant
Bester Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio
Beste Hauptdarstellerin: Brie Larson
Bester Nebendarsteller: Sylvester Stallone
Beste Nebendarstellerin: Jennifer Jason Leigh
Und hier habe ich für euch noch den Link zur vollständigen Liste aller Nominierten.
In der Nacht zu Montag wurden die Oscars vergeben. In den wichtigsten Kategorien wurde tatsächlich auf meine Meinung gehört, was zur Überraschung des Abends führte. Ich danke den Jurymitgliedern, die sich vorher schnell noch hier in meinem Blog informierten! Dass ich dafür bei den Nebendarstellern etwas danebenlag, ist weniger schlimm.
And the Oscars goes to...
Bester Film: Spotlight
Bester Darsteller: Leonardo DiCaprio
Beste Darstellerin: Brie Larson
Bester Nebendarsteller: Mark Rylance
Beste Nebendarstellerin: Alicia Vikander
Ansonsten war das aber gar nicht mein Wochenende. Ich wurde arg geplagt von üblen Muskelschmerzen in Beinen und Füßen. Schon beim Frühstück versagten meine Hände ihren Dienst. Das Laufen und andere Bewegungen waren dermaßen schmerzhaft, dass ich am Samstag sogar meine Verabredung zu einem Kinobesuch absagen musste. Das war hart und sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht ein neuer Tiefpunkt! Krebse killen ging erst mal gar nicht.
Eine schöne Überraschung war, dass Lara (statt mit mir ins Kino) zu mir nach Hause kam. Es gab natürlich gaaaaanz viel zu erzählen. Lara, du hast mir den Tag gerettet und mindestens einen zusätzlichen Wohlfühlpunkt. Danke dafür!
Heute wurde die Bestrahlung erst einmal nur simuliert und meinem Körper wurden weitere Markierungen hinzugefügt. Zunächst musste ich im Bestrahlungsraum auf einem schmalen Tisch Platz nehmen. Dort liegend sollte ich meine Beine anheben, damit man ein Kissen für die Lagerung darunter platzieren konnte. Glaubt es oder nicht, aber dazu war ich einfach nicht in der Lage. Die radiologische Assistentin musste mir dabei helfen.
Danach wurde mir das ganze Prozedere erklärt. Für die Dauer von ca. 20 Minuten musste ich mit den Armen über dem Kopf liegen. Der Kopf lag in einem Lagerungskissen und ich durfte mich nicht bewegen. Leider war es in diesem Raum furchtbar kalt. Da die Assistentinnen selbst dicke Strickjacken trugen, hatte ich gehofft, sie würden selbst erkennen, dass ein dünnes Laken auf meiner Jeans ungeeignet war, meinen entblößten Oberkörper die ganze Zeit lang warm zu halten.
Die beste Lagerung ist schnell im Eimer, wenn alles immer wieder neu positioniert wird bis Kopf und Arme irgendwann ganz nebenbei so liegen, dass es das genaue Gegenteil von angenehm ist. Langsam fühlte ich mich wie auf eine Schlachtbank geworfen. Ich lag auf meiner linken Pobacke, die rechte Hüfte tat weh, die linke Hand schlief ein und schließlich schmerzten die linke Schulter und der linke Oberarm so sehr, dass ich die gewünschte Regungslosigkeit nicht mehr beibehalten konnte.
Auf ein bisschen Verständnis wartete ich vergeblich. Eher das Gegenteil trat ein: Julia, die Nervensäge, die alles versaut! Also alles noch einmal von vorn und mit neuen Schmerzen, die so in dieser Form für mich völlig unerwartet eintraten.
Ich bin ja selbst Anästhesistin, versorge häufig Patienten in Notsituationen und habe dabei ebenfalls viel mit der Lagerung und dem Wohlbefinden meiner Patientinnen und Patienten zu tun. Auch mir und meinem Team fällt es nicht immer leicht, nett, zuvorkommend und verständnisvoll zu sein. Aber wir geben immer unser Bestes. Fühlen sich die uns Ausgelieferten gelegentlich auch wie der allerletzte Looser? Kommt es ihnen manchmal auch so vor, als wären sie bei uns nur lästig und unerwünscht?
Heute saß ich wie auf einer einsamen Insel. Viele Meilen entfernt zogen rettende Schiffe an mir vorüber. Irgendwo zwischen den eisigen Wellen trieb ein klappriges Floß. Ich muss wohl warten, bis es angeschwemmt wird.
Dieses Gefühl blieb den ganzen Tag. Auch deswegen fällt die heutige Punktzahl eher bescheiden aus.