Endlich auch mal Glück

Heute war es soweit. Ich habe erfahren, wie es mit meinem Wächter-Lymphknoten aussieht. Wir, mein Mann André und ich, saßen also wie zwei Psychowracks in der Sprechstunde bei meiner Kollegin. Davor habe ich doch einige Zeit auf der Toilette verbracht. Wir waren natürlich auf alles gefasst. Und dann die Nachricht! Unglaublich und in dem Moment zum Heulen schön: der Lymphknoten ist tumorfrei, der Tumor selbst ist im Gesunden entfernt.

Plötzlich war der Himmel blauer und der Rasen grüner. Trotzdem ist und bleibt die Immunhistochemie schlecht mit "triple negativ".

Naja, die Chemo wird natürlich das volle Programm bieten. Natürlich haben wir gestern Abend gefeiert! Ich sage nur: Chardonnay!

 

Nächste Woche wird es das erste Gespräch mit der Onkologin geben. Nun stehen mir noch einige Termine bevor: Zahnarzt, natürlich ein Gespräch mit der Friseuse meines Vertrauens und daraufhin der Termin beim Perückenhersteller. Dadurch offenbaren sich neue "Probleme". Werde ich auch mal blond (angeblich reagieren Männer ja auf diese Haarfarbe besonders stark) oder habe ich endlich ein kräftiges Rot mit wunderschönen Strähnchen, die sich nicht auswaschen und mit der Zeit vielleicht noch in ein grelles Orange umschlagen? (Diese Vorstellung vom perfekten Rot ist zu verlockend für mich.) Kurz, mittellang, lang??? Eigentlich kann ich damit meine geheimsten Frisurwünsche ausleben.

Am Wochenende werden wir hier verschwinden: Kurzurlaub und Ablenkung sind angesagt, Kräfte sammeln für die nächsten Wochen. Auf dem Plan stehen ein Spiel meiner Eisbären (denen werde ich kräftig beim Siegen helfen!), relaxen, faulenzen und natürlich noch mehr Kultur.

Ich habe natürlich bei meinem Schwimmkurs bekanntgegeben, dass sie mich nicht loswerden, nur weil ich ab und zu ein bisschen Schieflage im Wasser haben könnte. Nein, mich hängen die nicht ab! Wer weiß, vielleicht habe ich bald mehr Zeit in der Woche zum Trainieren als meine Konkurrenz ...

Schwimmerin mit Eisbären-Tattoo

Tipp des Tages: etwas zum Lesen und Schmunzeln. Und, bitte bitte, egal ob blond, rot oder braun, nehmt es nicht zu ernst:

Das passiert, wenn Frau plötzlich blond wird!

Freizeitstress

Die letzten zwei Tage waren ganz schön "stressig" und hatten auch ihre sorglosen Momente.

Ich habe mich um die schönen Dinge in meinem derzeitigen Leben gekümmert: Treff mit Kollegen, Kauf diverser Dinge für mein Wohlbefinden, ein aufbauendes Gespräch mit Charlotte und ich habe meine Freundin Lucy wiedergesehen. Wir haben uns herzlich umarmt, das tat mir so gut und es war ein sehr beruhigendes Gefühl. Von ihr habe ich jetzt drei Glückskäfer auf meinem Schreibtisch. Jeder Käfer hat einen eigenen Farbvorschlag für meine neue Haartracht.

Morgen beginnt unser Wohlfühlwochenende. Wir hauen einfach mal ab. Morgen Abend werde ich zur Abwechslung mal für andere kämpfen: für meine Eisbären.

Zum ersten Mal seit der Diagnose kann ich die schreckliche Krankheit für ein paar verlängerte Minuten in eine ganz weit entfernte Schublade meines Gehirns packen und mich einfach auf das verlängerte Wochenende freuen! Vor meiner Erkrankung hätte ich das Wochenende als nette und willkommene Abwechslung betrachtet. Jetzt zeigt sich: meine Sichtweise auf mich und meine Umwelt hat sich schon geändert. Es fühlt sich an, als stünde mir ein Wahnsinnsurlaub bevor. Ich bin sogar etwas aufgeregt. Sollten meine Bärchen gewinnen, wird es ein Siegerwochenende.

Ich werde es euch berichten.

Therapie mit Chardonnay

Heute gibt es nur eine Kurzmeldung.
Meine Eisbären: unsere Fans haben sich wieder als eine Macht gezeigt (stark, laut, witzig, nett), also den Fanwettbewerb haben wir ganz klar gewonnen! Das Torglück hatten - völlig unverständlicherweise - die anderen. Da half nur noch Chardonnay.

Ich ziehe mich weiterhin bis Dienstagabend in den Kurzurlaub zurück. Freut euch auf den nächsten Blog, dann ausschließlich mit unserem wichtigsten Thema: Brustkrebs.

Wir sind nicht allein

Die sorglosen Tage sind vorüber. Ich habe neue Kräfte in mir mobilisiert und kann nun in den Therapiemarathon starten.

 

Heute gibt es mal ein bisschen Statistik zum Thema Brustkrebs.

In der Schweiz erkranken pro Jahr 5500 Frauen und 40 Männer an Brustkrebs. Das bedeutet, dass jede achte (!) Frau in ihrem Leben an Brustkrebs erkrankt. Der Brustkrebs ist zugleich die häufigste Krebsart bei Frauen in der Schweiz. 20 % aller erkrankten Frauen sind jünger als 50 Jahre.

In Deutschland sieht es ähnlich aus. Hier erkrankt jede 8. - 10. Frau an Brustkrebs. Pro Jahr treten etwa 58.000 Neuerkrankungen auf. Das wiederum heißt, dass pro 100.000 Einwohnern 130 Fälle beobachtet werden. Die Sterblichkeitsrate beträgt 42 pro 100.000 Frauen. Die Mortalität wird maßgeblich vom Stadium bestimmt, jedoch versterben über alle Stadien verteilt 30 % aller Patientinnen, die an einem Mammakarzinom erkrankt sind. Demzufolge gehört das Mammakarzinom zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.

Die Zahlen verdeutlichen, dass das Mamma-CA eine Erkrankung ist, die inzwischen viele Frauen betrifft.

Die Therapien haben sich in den letzten Jahren immer mehr verbessert und können zielgerichtet angegangen werden. Das heißt, die Therapie ist direkt auf die Tumorzelle ausgerichtet. Viele Tumoren können durch eine Chemotherapie direkt an ihren Rezeptoren (ein spezieller Proteinkomplex auf den Tumorzellen, der bestimmte Prozesse im Inneren der Zelle auslösen und kontrollieren kann) angegriffen werden.

Mehr zu den verschiedenen Tumorarten und möglichen Therapien gibt es hier in den nächsten Tagen.

 

Hier noch zwei Links. Der eine führt zu einem Mut machenden Stern-Artikel, der andere zu Broschüren über das Thema Brustkrebs, die als pdf-Dateien heruntergeladen werden können.

Der Countdown läuft

Heute wurde mir der Weg in mein neues Zeitalter aufgezeigt: die vor mir liegenden Monate mit einer Chemotherapie und der anschließenden Bestrahlung. Natürlich war ich vor dem Gespräch mit der Onkologin furchtbar aufgeregt und das Frühstück konnte ich nur mit Widerwillen und etwas Abscheu zu mir nehmen.

Wovor ich so eine Angst hatte? Keine Ahnung! Was sollte mich eigentlich noch erschrecken? Ich habe vorher Fachliteratur im Netz gelesen, Blogs von betroffenen Frauen mit einer ähnlich schlechten Immunhistochemie gelesen und das alles klang sogar richtig vielversprechend. Leider gab es da wohl ein paar Hindernisse für diese Erkenntnisse auf dem Weg in meine Hirnwindungen.

Ich habe eine Chance wieder ganz gesund zu werden. Tumore, wie meiner, sprechen nur auf eine besonders starke Chemotherapie an. In meinem Fall wird sie zunächst vier Zyklen von jeweils zwei Wochen Dauer umfassen. Danach geht es einmal wöchentlich für zwölf Wochen weiter und anschließend folgen noch sieben Wochen Bestrahlung von Montag bis Freitag - eine lange Zeit.

Fehlt noch am Montag das sogenannte Staging, das heißt in einem besonderen CT wird nach Ablegern des Tumors gesucht oder mal positiv gedacht: es sollen Metastasen ausgeschlossen werden.

Nach diesen anstrengenden Stunden am Morgen des Tages werde ich heute endlich mal ausgiebig zu Abend essen mit dem einen und anderen kulinarischen Hochgenuss vom Holzkohlengrill.

Schönes Haar wird mir gegeben

Heute war es soweit: ich ging den schweren Weg zum Perückenmacher. Die depressive Grundstimmung versuchte ich so gut wie möglich zu verscheuchen. Ich glaube, es gelang mir nur so halb. Zuvor hatte ich mir die Haare mit frischer Farbe (Rot!) etwas "aufgepeppt".

Da saß ich dann vor einem großen Spiegel und mir wurde der Unterschied zwischen Kunsthaar und Echthaar erklärt. Ich habe gelernt, dass inzwischen 90 % aller Perücken aus Kunsthaar sind und dass sich Echthaar schwerer pflegen lässt.

Der Vorteil vom Echthaar besteht darin, dass man es immer mal anders föhnen kann, die Farbe kann geändert werden und es ist hitzebeständig. Ich sage nur: geöffneter Backofen ...!

Kunsthaar sieht jeden Tag gleich aus, in der Echthaarperücke ist mehr Leben drin. Die Entscheidung war trotzdem schnell getroffen, auch dank eines Rates meiner eigenen Coiffeuse. Farblich ist fast immer alles möglich.

Ich habe mich entschieden, aber wie, das werdet ihr dann sehen. Also: schön neugierig bleiben!

 

Da auf mich in den letzten Tagen viel eingestürmt ist, brauche ich jetzt eine Pause und die sieht so aus:

Fack ju Göhte 2.

Angriff ist die beste Verteidigung

Schwimmerin mit TT-Logo

Heute war es endlich soweit: ich war wieder schwimmen! Ich hing konditionsmäßig etwas durch, aber alles andere war top. Es tat nichts weh, der Spaßfaktor war unendlich hoch und es war wieder ein irres Gefühl im Wasser: ein Gefühl der Unendlichkeit und grenzenloser Freiheit. Das emotionale Hoch nach der Trainingseinheit war noch besser, einfach unbeschreiblich. Ich hätte Bäume ausreißen können. Diese Energie wurde sofort in den Wohnungsputz investiert.

Jetzt aber (wie schon angekündigt) nähere Informationen zu den einzelnen Arten des Mammakarzinoms. Es gibt verschiedene Mammakarzinome - die nichtinvasiven und die invasiven.

Nichtinvasive Karzinome sind auf ihren Ursprungsort begrenzt und bilden keine Metastasten.

Uns Mammakarzinom-Patientinnen interessieren die invasiven Karzinome mehr, denn von denen sind wir am häufigsten betroffen. Es gibt fünf verschiedene Formen:

  • invasiv ductal wachsend (Tumor geht von den Milchgängen aus, ca. 78 %)
  • invasiv lobulär wachsend (Tumor ausgehend von den Gangsystemen der Milchdrüsenläppchen, ca. 12 %)
  • muzinös, tubulär und papillär wachsend (ausgehend von inneren Zellschichten des Milchgangsystems, sehr selten)
  • inflammatorisch wachsend (ausgehend von einer Entzündung in der Brust)
  • Paget-Karzinom (Karzinom der Brustwarze)

Das Stadium des Tumors wird mit einem Code angegeben. Er enthält folgende Buchstaben:

  • "T" für die Tumorausdehnung
  • "N" für den Befall der Lymphknoten
  • "M" für Fernmetastasen
  • "G" für den Entartungsgrad

Eine genauere Spezifizierung erfolgt mit Hilfe von Ziffern:

  • T0 = es konnte kein Primärtumor gefunden werden
  • T1 = der Primärtumor ist kleiner als 2 cm
  • T2 = der Primärtumor ist 2 bis 5 cm groß
  • T3 = der Primärtumor ist größer als 5 cm
  • T4 = Tumoren, die zusätzlich Haut oder Brustwand befallen
  • TX = Tumorbeurteilung nicht möglich
  • N0 = der Wächterlymphknoten ist tumorfrei
  • N1 = der Wächterlymphknoten ist von einem Tumor befallen
  • M0 = keine Fernmetastasen nachweisbar
  • M1 = Fernmetastasen nachweisbar
  • MX = Nachweis von Fernmetastasen nicht möglich
  • G1 = Tumor ist ähnlich dem Ursprungsgewebe, gut differenziert, langsames aggressives Wachstum
  • G2 = mäßig differenziert
  • G3 = schlecht differenziert, höhere Wahrscheinlichkeit von Metastasen
  • G4 = undifferenziert, d.h. Ursprungszelle kaum erkennbar, schnelles aggressives Wachstum

Wer mehr darüber wissen will, kann Genaueres hier nachlesen.

Zum Abschluss noch ein Buchtipp. (Das Buch erschien 2003, die neueste Auflage ist aus dem Jahr 2012.)

Mutmacher

Es ist Sonntag! Früher war das der Ausschlaftag für mich. Heute war es wie immer in den letzten Wochen. Um 6:30 Uhr bin ich erwacht. Schon der Gedanke, wieder einschlafen zu können, war absurd. Ich vertrieb mir die vielen wirren und nicht gerade euphorischen Gedanken mit einer englischen Musikzeitschrift. Aber jede Zeitschrift ist einmal gelesen. Ein neues Programm musste her: Nägel lackieren und einen Film schauen.

Super Idee! Der Film heißt:

Heute bin ich blond (Deutschland, 2013, 1:57:26)

Vielleicht habt ihr schon mal von dem Buch (ehemals ein Blog) oder dem Film gehört. Sophie hat einen bösartigen Tumor und kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihre Krankheit und die Nebenwirkungen der wirklich harten Chemotherapie.

Es tat mir weh, den Film zu sehen. ABER: der Film macht auch Mut. An alle meine Mitkämpferinnen da draußen, seht euch den Film an! Stellt eine Flasche Chardonnay kalt, seid tapfer und legt genügend Taschentücher bereit!

Zur Einstimmung gibt es hier die Informationen zum Film und hier den originalen Filmtrailer.

Mein Staging und ein bisschen Wissenswertes

Chillen im Sessel

Heute hatte ich eine Staging-Untersuchung, ein PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie/Computer-Tomographie). Mir wurde über eine Vene radioaktiv markierte Glukose (Zucker) injiziert. Innerhalb von ca. 60 min verteilt sich die Glukose in allen Geweben, die viel Zucker für ihren Stoffwechsel benötigen: Gehirn und Herz sowie im Tumor und den evtl. vorhandenen Metastasen.

Diese Zeit verbrachte ich allein auf einem Liegesessel in einem Ruheraum. Danach erfolgte das CT. Das Ergebnis erfahre ich erst morgen von meiner Onkologin, da die Auswertung viel Zeit und Konzentration erfordert.

Bei Mammakarzinomen unterscheidet man drei verschiedene Subtypen von Tumoren. Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Subtyp und seiner Therapierbarkeit?

Die Antennen für Botenstoffe sind die sogenannten Rezeptoren, die das Wachstum des Tumors beeinflussen. Es gibt Rezeptoren für Östrogen, Progesteron und Rezeptoren für den speziellen Wachstumsfaktor HER 2.

Die Prognose ist umso besser, je mehr Rezeptoren auf dem Tumor sind. Dann sind die Therapieoptionen vielfältiger, da der Tumor mit einer zielgerichteten Therapie direkt angegriffen werden kann.

Je nach dem Typ der Rezeptoren unterscheidet man drei verschiedene Subtypen von Tumoren. Es gibt:

  1. hormonsensitive Tumoren: Sie haben Rezeptoren für die Hormone Östrogen und/oder Progesteron, die sehr gut auf ein Gegenmittel ansprechen. Dieser Umstand wird bei einer Anti-Hormonbehandlung gezielt genutzt.
  2. HER-2-sensitive Tumoren: Auf den Tumorzellen befinden sich viele HER-2-Rezeptoren. Diese können mit Antikörpern behandelt werden, die sich an den Rezeptoren festsetzen. Dadurch werden die Tumorzellen am Weiterwachsen gehindert und zerstört.
  3. triple-negative Tumoren: 15 bis 20 % aller Mammakarzinome sind triple-negativ und treten besonders bei jungen Frauen auf. Sie wachsen sehr aggressiv und besitzen keine der drei Rezeptoren, was sie schwer therapierbar macht.

Mehr zu den einzelnen Subtypen gibt es hier nachzulesen.

T1 N0 M0 G3 ... Glück gehabt!

Heute war ein sehr angespannter Tag. Am Abend hatte ich meinen Termin mit der Onkologin, um das PET-CT auszuwerten und den Chemotherapie-Plan festzulegen. Die Stunden davor rasten im Schneckentempo dahin.

Zuvor habe ich zusammen mit meiner Freundin Lucy den Vormittag auf eine sehr angenehme Art und Weise verbracht. Das war genau die Art von Ablenkung, die ich brauchte!

17:00 Uhr dann das Ergebnis: T1 N0 M0 G3!

Wofür diese Abkürzung steht, könnt ihr in meinem Artikel vom 12. September nachlesen. Wer es gern noch ausführlicher hätte, dem sei diese Internetseite über triple-negative Mammakarzinome ans Herz gelegt.

Kurz zusammengefasst ist festzustellen: Ich habe keine Metastasen, der Tumor selbst ist komplett entfernt und auch alle Lymphknoten sind tumorfrei.

Das Ergebnis war meinem Mann André und mir eine kleine Party wert.

Die eine oder andere Tumorzelle könnte dennoch unentdeckt geblieben sein. Die folgenden Maßnahmen - Chemotherapie plus Bestrahlung - sind alternativlos und sollen diese kleinen bösartigen KREBS-Scheißer restlos KILLEN!

Startsprung in mein gefährlichstes Abenteuer

Ich bin heute Morgen um 4:30 Uhr aufgestanden. So ausgeschlafen habe ich mich selten um diese Zeit gefühlt. Ich wollte die letzten richtigen Wohlfühlminuten der nächsten sechs Monate meines Lebens genießen. Natürlich war ich total aufgeregt und von Angst vor all den möglichen Nebenwirkungen getrieben. Meine medizinische Neugier spielte auch noch eine (untergeordnete) Rolle.

Pünktlich um 8:15 Uhr begann die erste Infusion meiner Chemotherapie, 9:30 Uhr war bereits alles vorbei. Die behandelnden Ärzte und Schwestern waren sehr nett. Bevor es an und in die Vene an meinem linken Unterarm ging, gab es erstmal einen Kaffee. Und glaubt mir, solch guten Kaffee schaffen nur wenige Restaurants! Darauf kann ich mich das nächste Mal richtig freuen.

Als ich zu Hause ankam, war mein Hirn etwas "fluffig" - und das war gar nicht unangenehm. Dank des Cortisons, das ich in einer hohen Dosis erhielt, war ich körperlich fit. Ihr ahnt es schon: diese Energie blieb nicht ungenutzt und wurde in anstrengende, unliebsame Hausarbeit umgesetzt. Danach war ich schon richtig stolz auf meinen Fleiß und das Ergebnis.

Am frühen Nachmittag kam ich an einem Spiegel vorbei und das Ergebnis war schockierend. Meine Gesichtsfarbe war eigentlich keine mehr. Ich war weiß wie ein Bettlaken, nur, dass ich mich wesentlich besser gefühlt habe.

Am Nachmittag wurde es dann doch etwas ungemütlicher: Kopfschmerzen! Ab und zu tat mir immer mal irgendetwas weh. Mein Hirn war nicht ganz in Topform. Es war anstrengend, irgendwelche tageswichtige Entscheidungen zu treffen. Lesen habe ich vertagt, schließlich gibt es für solche Tage genügend gute Filme.

Am Abend verlief dann wieder alles völlig relaxt. Mit einem Wohlfühlgetränk, das mein Mann gezaubert hatte, und einem weiteren guten Film ging der Tag zu Ende. Um 22:30 Uhr war ich total müde und ging zu Bett.

So, ab sofort werde ich den Grad meines täglichen Wohlbefindens mit einer Punktzahl beurteilen. Dabei bedeuten:

Abgesehen von dem Durchhänger am Nachmittag bekommt dieser Tag sehr gute ...

8 Punkte

... 8 Punkte.

Ein sehr guter Tag

Kaum zu glauben, aber es war ein sehr guter Tag. Mit einer ordentlichen Cortison-Dosis ging ich gut gedopt in den Tag. Am Morgen war ich schwimmen und hatte wieder dieses Gefühl der Freiheit im Wasser. Konditionsmäßig hing ich etwas durch, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Jetzt habe ich sogar einen neuen Krebskillerinnen-Schwimmeranzug in PINK-schwarz!

Im Laufe des Nachmittags hatte ich zum ersten Mal Lust, meine endlos lange To-do-Liste, also mein Wohlfühlprogramm für die nächsten Monate, anzugehen. Auch das war Spaß pur.

Danach hatte ich noch ein Gespräch mit meiner Onkologin, Frau Dr. O., zum Thema Patientenkompetenz - ein echtes Highlight für mich. Ich mutierte von der Kollegin zur Patientin und gewann neue und sehr wertvolle Erkenntnisse im Umgang mit meiner Erkrankung und im Umgang mit meinem neuen Leben. Ein ganz großes Kompliment an Frau Dr. O., ich fühle mich bei ihr und ihrem Team in den allerbesten Händen!

Das Nachlassen der Wirkung des Cortison-Dopings bescherte mir auch noch eine gute Nacht.

Keine Frage, dafür gibt es heute ...

9 Punkte

... die volle Punktzahl!


Liebe Mitkämpferinnen da draußen! Nutzt unbedingt die Angebote zum Thema Patientenkompetenz, es ist ein echter Gewinn für uns Betroffene! Dafür empfehle ich euch gern die Seite der Stiftung Patientenkompetenz im Internet.

Krebs im TV

Heute Abend kam im Fernsehen eine außergewöhnliche Dokumentation zum Thema Krebs.

Digital Diaries - Mein Krebstagebuch (WDR 2015, 44:14)

Und so wirbt der Sender: "Sieben Krebspatienten aus Deutschland und Nordamerika nehmen uns mit auf ihren Weg - von der Diagnose, der ersten Therapie, von Rückschlägen sowie Hoffnungsschimmern, bis hin zur Heilung - oder dem Abschied."

Und wie ging es mir heute so? Die Kurzzusammenfassung heißt ...

7 Punkte

... 7 Punkte.

Die ersten Nebenwirkungen

Es ist soweit. Die ersten Nebenwirkungen der Chemotherapie sind in meinen Alltag eingezogen: Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, die Zunge ist immer irgendwie "pelzig" und auch der Chardonnay schmeckt nicht mehr ganz so gut. Schokolade, Süßspeisen, Kuchen - alles uninteressant. Es schmeckt einfach nicht.

Das alles ist jetzt eine neue Belastung und ich weiß im Moment noch nicht, wie ich auf lange Sicht damit auskommen werde. Ich esse sehr gern und ich koche auch gern. Ich werde in den nächsten Monaten bestimmt einige ganz neue Rezepte ausprobieren.

Abgesehen davon hatte ich einen guten Tag und einen wunderschönen, sehr unterhaltsamen und lustigen Abend. Herzlichen Dank an alle, die dabei mitgeholfen haben.

Meine heutige Punktzahl:

7 Punkte

Der erste Durchhänger

Liebe Leserinnen und Leser, das war nicht mein Tag. Zu den bekannten Nebenwirkungen gesellten sich noch Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Diese bunte Mischung wirkte nicht gerade euphorisierend. Es gab nur wenige Lichtblicke: ein Sieg meiner Bärchen und die nie versiegende Liebe meines Mannes.

Trotzdem nur:

6 Punkte

Love Is All You Need

Nach dem trübsinnigen Sonntag musste ich unbedingt einen guten Wochenstart hinlegen - Schwimmen am Morgen. Mit einigen Anschwimm-Schwierigkeiten bei nicht unerheblichen Muskelschmerzen hielt ich mein mir gesetztes Pensum gut durch.

Schon die Autofahrt während der aufgehenden Sonne hatte etwas Kraftvolles. Ich saß nicht einfach im Auto, in meiner kleinen Chemotherapie-Welt, sondern ich gehörte wieder in das "normale" Leben. Ich war in diesem Augenblick nicht mehr abgeschottet und allein. Ein perfekter Start in einen sonnigen und milden Herbsttag!

Die Sonne blieb bei mir, bei der Abarbeitung meiner To-do-Liste, den Pausen in den warmen Sonnenstrahlen und dem abschließenden Grillabend, untermalt mit aktueller Musik meiner Helden. Ein gelungener Tag!

8 Punkte

Schnell noch eine kleine Film-Empfehlung. Nie verkitscht, nie platt - die Welt braucht diesen Film! Übermorgen könnt ihr ihn im TV sehen: "Love Is All You Need" (110 min, 2012, arte, Mittwoch, 23.09., 20:15 Uhr)

Zwei Familien reisen von Kopenhagen nach Sorrent, um eine Traumhochzeit zu feiern. Witwer Philip (Pierce Brosnan), Vater des Bräutigams, hat sein Haus zur Verfügung gestellt. Seit dem Tod seiner Frau war er nicht mehr da. Am Flughafen trifft er zum ersten Mal auf die Mutter der Braut, Friseurin Ida (Trine Dyrholm). Ihr Gatte betrügt sie und sie ist entsprechend aufgelöst. Dabei hat sie gerade erfahren, dass sie den Brustkrebs besiegt hat. Philip findet sie unmöglich, Ida hält den verkniffenen Businessman für überheblich. Fängt ja toll an …

Und hier gibt es noch den Kino-Trailer:

Achterbahnfahrt auf der Wohlfühlskala

Was für ein abwechslungsreicher Tag!

Am Morgen bin ich im Bad fast kollabiert. Ich habe es gerade noch ins Bett zurückgeschafft und lag dort mehrere Minuten schweißüberströmt, mit einem total schwammigen Gefühl im Kopf und sehr wackeligen Beinen. Nach einer Stunde war ich fähig aufzustehen und den Tag ganz langsam zu starten.

Ich hatte zwei ganz wichtige Verabredungen und die wollte ich unbedingt einhalten. Ich traf mich zum Mittagessen mit Katy. Wir quatschten über alles, was für uns wichtig ist. Die Gespräche mit Katy sind immer interessant und sehr informativ, abgesehen davon können wir auch mal zusammen traurig sein.

Danach benötigte ich unbedingt einen ausgedehnten Nachmittagsschlaf.

Natürlich erwachte ich wieder mit Gliederschmerzen (in den Beinen und Armen) und mit Kopfschmerzen. Davon ließ ich mich aber nicht unterbuttern, es war ja Dienstag. Schwimmkurs!!! Ich war mit Kristin verabredet und ich wollte sie und mich auf keinen Fall enttäuschen. Während des Einschwimmens passierte es dann: ein unglaubliches Wohlbefinden überkam mich, alle Schmerzen waren weg und ich fühlte mich pudelwohl. Ich habe das Pensum nicht ganz geschafft, aber ich war viel besser als ich es erhofft hatte. Ich bin so froh, dass ich die Kraft aufgebracht habe, zu diesem Kurs zu gehen! Kristin und ich haben noch eine Weile geschwatzt und dies war auch gute Laune und Wohlfühlen pur.

Ich kam mit einer unglaublichen Energie nach Hause und genau ab diesem Zeitpunkt kämpften auch meine Eisbären mit ... und gewannen ein wichtiges Spiel!

7 Punkte

Ein ruhiger Tag

Heute habe ich mich richtig erholt! Dank Lucy und André wurde es ein entspannter Tag.

7 Punkte

Und hier kommt noch der Link zur Mediathek von arte für alle, die den Film Love Is All You Need heute Abend verpasst haben. (Schade, dass es wieder von Ort und Zeit abhängig ist, ob dieser Link funktioniert oder nicht.)

Was ist Fatigue?

Der heutige Tag startete mit einer Laborkontrolle. Mein Blutbild wurde eine Woche nach der ersten Chemotherapie überprüft. Es war richtig gut und ich war beruhigt.

Im anschließenden Gespräch mit meiner Onkologin Frau Dr. O. ging es um "Fatigue". Dieses Wort steht für Nebenwirkungen, die während oder auch nach einer Chemotherapie auftreten, wie zum Beispiel: Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit und zum Teil Störungen des Kurzzeitgedächtnisses.

Die Ursachen der Fatigue sind vielfältig: die Medikamente der Chemotherapie, die auch zu Blutarmut, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen führen, Schmerzen, Gewichtsab- oder -zunahme, mangelnde Fitness, Flüssigkeitsmangel und anderes mehr.

Die Auswirkungen sind fatal, weil der Alltag in allen Facetten negativ beeinflusst wird. Fatigue kann zu Depressionen führen und unsere Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakte leiden darunter.

Das Positive ist, wir können etwas dagegen tun. Bewegung und Sport sind ideal. Eine ausgewogene Ernährung hilft und natürlich sollte man viel trinken.

Meine Tipps-Sammlung erweitere ich heute um einen Link zum

Institut für Tumor-Fatigue-Forschung und einen Link zur Deutschen Fatigue Gesellschaft. Auf diesen Seiten erfahrt ihr mehr zu diesem Thema.

7 Punkte

(heute nur die Punkte)

8 Punkte

Meine wechselnden Begleiter

Seit der ersten Chemotherapie hat sich bei mir ein regelmäßiger Tagesablauf eingestellt. Die neuen Gewohnheiten haben nur sehr wenig mit meinem alten Leben gemeinsam.

Ich erwache am Morgen immer sehr früh zwischen 6:00 und 7:00 Uhr. Hätte mir das vorher jemand erzählt, hätte, ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt.

Mit mir gemeinsam erwachen auch Symptome, auf die ich gern verzichten würde. Es gibt eine breit gefächerte Auswahl zwischen Mundtrockenheit, tauber oder pelziger Zunge, Schmerzen in der Mundhöhle oder in allen Zähnen und natürlich - sehr beliebt - die Gliederschmerzen. Dann brauche ich eine Phase zum Warmwerden. Ich bewege erstmal nur die Hände, dann langsam die Arme und zum Schluss die Beine. Wenn ich mich eingelaufen habe, beginnt der Tag.

Das Frühstück findet nur statt, weil mein Verstand es mir befiehlt. Von Appetit oder Hunger fehlt meist jede Spur. Da der Vormittag die produktivste Zeit meines Tages ist, bin ich dann richtig beschäftigt: zwei- bis dreimal in der Woche gehe ich nach dem Aufstehen schwimmen, an anderen Tagen beantworte ich meine Post, erledige unliebsame Hausarbeiten (Bügeln!!!) oder ich bin verabredet.

Nach den Mittagessen gehen in meinem Kopf meist schlagartig die Lichter aus. Das heißt, ich bin müde und kaputt und brauche unbedingt eine ausgedehnte Mittagspause mit einem guten Buch auf dem Sofa oder auch mal im Bett.

Schlafende mit Beatles-Bettwäsche

Am frühen Abend lege ich dann nochmal los. Die Power reicht dann für alle Aktivitäten, bei denen man sich kaum oder gar nicht bewegen muss, zum Beispiel Fernsehen. Ich lasse den Tag immer ruhig ausklingen, immer seltener mit einem Chardonnay, weil er an meinem Gaumen nicht mehr sein volles Aroma entfalten kann.

Spätestens gegen 22:30 Uhr falle ich dann in einen tiefen Schlaf, begleitet von den üblichen Verdächtigen: pelzige Zunge, Geschmacklosigkeit, Schmerzen im Zahnfleisch. Ich kämpfe Tag und Nacht. Trotz dieser Nebenwirkungen kann ich immer noch viele schöne Dinge genießen.

8 Punkte

... und noch ein aktueller Kinotipp für einen gemütlichen Nachmittag oder Abend: The Intern - Man lernt nie aus. Der 70jährige Witwer Ben Whittaker (Robert De Niro) beginnt ein Praktikum bei einer Internetfirma unter Leitung der vielbeschäftigten Jules Ostin (Anne Hathaway). Es dauert nicht lange und er wird für seine Chefin unersetzlich. Robert De Niro wirkt in seiner Rolle etwas unterfordert, aber er ist und bleibt brillant! Geht ins Kino, lehnt euch zurück und genießt!

Den Kinotrailer gibt es wieder gratis dazu.

(heute nur die Punkte)

8 Punkte

Verlockende Falle

Die neue Woche begann für mich (natürlich!) im Schwimmbad. Ich hatte geduscht, mir die Haare gewaschen und das Gefühl dabei so richtig genossen. Beim Frisieren sah ich es: der Kamm war voller Haare! Obwohl ich wusste, dass ich meine Haarpracht einbüßen würde und mich seit Wochen darauf eingestellt hatte (dachte ich zumindest), kam es ganz plötzlich und mit einer Wucht, die mir den Atem nahm.

Als Erstmaßnahme half nur eins: HAARSPRAY! Und schon war alles fest. Vorerst jedenfalls. Ich habe mir die Haare, entgegen Ratschlägen von anderen Betroffenen, nicht kürzen lassen. Mein Spiegel würde sich dann wohl erschrecken. Sobald ich das erste Haarbüschel in der Hand habe, müssen sie ab. Lieber radikal als nur so halb.

Ich brauchte dringend eine Ablenkung. Der größte Buchladen der Stadt kam mir sofort in den Sinn. Als ich dort war, spürte ich wieder die Magie. Dieser Buchladen ist und bleibt eine verlockende Falle für Buchliebhaber aller Art. Hier gibt es Romane, Krimis, Thriller, Kinderbücher, Geschichtsbücher, Reiseliteratur, Fotobücher, Biografien über wirklich fast jede berühmte oder halbberühmte Person, Kochbücher, Sportliteratur, Esoterikbücher, Literatur für Schüler und Studenten, E-Books und ... eine mich sehr anziehende englischsprachige Buchabteilung. Bevor ihr fragt: natürlich habe ich zwei Bücher mitgenommen. Den Trost hatte ich mir verdient!

7 Punkte

Und mal wieder ein aktueller Kinotipp:

Wer die unvergleichliche Meryl Streep mal so richtig rocken hören und sehen will, dem sei der Film "Ricki - Wie Familie so ist" empfohlen.

(heute nur die Punkte)

7 Punkte

Haare. Überall Haare!

Ausgefallene Haare
Einmal mit den Fingern durch die Haare streichen führt zu diesem Ergebnis.

Es ist soweit: ich verliere meine Haare in großen Portionen. Ich muss nur mal daran ziehen und schon habe ich einen Teil davon in der Hand. Natürlich sind noch viele fest.

Dazu kommen furchtbare Kopfschmerzen - gleich morgens nach dem Erwachen. Kopfschmerztabletten helfen nur bedingt. Psychisch ist es für mich sehr schwer, das zu verarbeiten. Da helfen auch nicht die ganzen Vorbereitungen. Ich leide unter dem Verlust meiner Haare! Sie waren immer mein ganzer Stolz.

Ich will nicht auf die Ausweitung großer kahler Stellen warten. Also habe ich zu der einzig richtigen Maßnahme gegriffen: ein Telefonat mit der Coiffeurin meines Vertrauens. Sie ist der gleichen Meinung wie mein Verstand. Die Haare müssen ab! Morgen, vor meiner zweiten Chemotherapie, werden sie fallen. Ich sage euch, mir graut davor!!! Und noch mehr Angst habe ich vor meinem neuen Spiegelbild.

Ein kleiner Trost bleibt: meine neuen Haare haben eine super Farbe und den Schnitt kann ich mir bis morgen noch überlegen. Da steckt doch Potential drin...!

7 Punkte