Winterstimmung und Streuselkuchen

Ausschlag im Gesicht

Trübt der Winter eure Stimmung genauso wie meine? Es ist an der Zeit, dass endlich der Frühling kommt!

Mir ging es schon besser. Ich fühle mich schlapp und mir fehlt einfach die Power, um für mich wichtige Dinge zu erledigen. Die zwei halben Arbeitstage geben mir eine kleine Struktur in der Woche, die ich dringend benötige. Wahrscheinlich würde ich sonst nie aus dem Bett kommen. Im Moment fällt mir das sehr schwer.

Gestern war ich wieder bei Charlotte, meiner Gynäkologin. Die Kontrolluntersuchung ergab: keine Anzeichen für ein Tumorrezidiv. Das heißt: Ein Wiederauftreten des Tumors nach einer erscheinungsfreien, also symptomfreien Zeit war nicht erkennbar. Das ist also mal wieder ein schöner Grund zum Feiern.

 

Trotzdem geht es mir schlecht. Mein Gesicht gleicht einem Streuselkuchen mit vielen kleinen roten Pusteln. Wenn dann noch meine Hitzewellen dazu kommen (sie sind ja im Gesicht am stärksten!), könnte ich pausenlos heulen.

Charlotte erkannte sofort die Ursache. Es ist eine Rosacea periorales, also ein ungefährlicher Ausschlag im Gesicht, um Mund und Augen. Meine Schminkkünste reichen nicht aus, um alles verbergen zu können. Das ist deprimierend, aber eine Antibiotikacreme soll jetzt Abhilfe schaffen. Ich hoffe, sie wirkt ganz schnell.

Endlich Besserung

Am Wochenende wurde meine Rosacea periorales besser. Es ist fast nichts mehr zu sehen. Ich bin echt glücklich darüber, denn es war ein furchtbares Gefühl, wenn ich mich im Spiegel sah.
Nun liegen auch die ersten Ergebnisse des MRT (Lendenwirbelsäule, Hüftgelenke) vor. Das Beste ist: es gibt dort keine Anzeichen von Metastasen oder vergrößerten Lymphknoten. Ich habe leichte Veränderungen an den Zwischenwirbelgelenken. Naja, die sind altersbedingt und deshalb wohl in Ordnung.
Das ist zwar alles ganz wunderbar, aber nicht die erhoffte Erklärung für meine Beschwerden. Die Rheumatologin untersucht nun noch andere Laborwerte. Ich muss also weiterhin geduldig bleiben und warten ...

Unterschätzt

Nun liegt mein erster halber Tag im OP-Saal hinter mir. Nach fünf Stunden hatte ich es geschafft und ich war geschafft.

Der Tag begann für mich sehr früh. Schon um 5:30 Uhr klingelte mein Wecker. Ich hatte, wie oft, schlecht in der Nacht geschlafen und kam nur schwer auf meine Betriebstemperatur. Aber: ich freute mich total auf den Tag und das zu Recht. Es machte Spaß, wieder Narkosen zu machen und die Patienten im Operationssaal zu betreuen. Ich hatte sehr nette und verständnisvolle Mitarbeiter, die mir den Start sehr erleichtert haben.

Kurz nach meinem Arbeitsstart hatte ich ein Déjà-vu. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie an meinem letzten Arbeitstag am 21. August 2015. Die Angst war wieder da und mir wurde bewusst, was ich in den letzten 18 Monaten erlebt habe.

Am Mittag taten mir die Füße so weh, dass ich mich zu meinem Auto schleppte, um nach Hause zu fahren. Dort angekommen, fiel ich ins Bett und schlief drei Stunden traumlos. Ich hatte mir das etwas anders vorgestellt und habe die Anstrengung wohl total unterschätzt.

Auftanken

André und ich genossen ein sehr schönes Wochenende mit Freunden. Wir danken euch allen ganz herzlich! Ich konnte endlich wieder einmal meine Probleme komplett vergessen und mich intensiv den schönen Dingen des Lebens widmen. Selbst meine Pusteln im Gesicht kapitulierten und waren einfach verschwunden. Mit der Sonne kamen auch Temperaturen, die schon deutlich wärmer waren als in den vergangenen Wochen. Kommt jetzt der Frühling?

Arbeitsstopp

Mein zweiter halber Tag im OP-Saal liegt hinter mir und das Arbeiten hat großen Spaß gemacht. Ich arbeitete mehr als meine vorgesehenen 4½ Stunden, weil wir einen unvorhersehbaren personellen Engpass hatten. Ich blieb gern länger, aber schon nach 6 Stunden taten mir die Füße weh und die Müdigkeit schlug unbarmherzig zu. Nach insgesamt fast drei Zusatzstunden schleppte ich mich zu meinem Auto. Als ich endlich zu Hause war, fiel ich auf mein Sofa und blieb dort bis zum Abend liegen.

Am Tag danach wurde es noch schlimmer. Meine Beine hatten sich über Nacht irgendwie mit Blei gefüllt und schmerzten. Jedenfalls fühlte es sich so an. Arbeiten konnte ich an diesem Tag gar nicht.

Ich hatte immer Angst davor, dass es mir an einem Arbeitstag morgens schon schlecht geht. In den vergangenen Wochen war das glücklicherweise immer nur an meinen freien Tagen der Fall. Hoffentlich passiert mir das nicht öfter!

Erst am späten Vormittag quälte ich mich aus dem Bett, aber etwas zustande gebracht habe ich danach nicht mehr - außer mich auszuruhen.

Chardonnay-Therapie

In dieser Woche hatte ich einen Termin zu einer sogenannten "fachvertrauensärztlichen Untersuchung". Diese wird von der Krankenkasse organisiert und bezahlt, um herauszufinden, ob ein Patient wirklich so krank ist, wie seine Ärzte es bescheinigen. Ein normaler und verständlicher Vorgang, weil es ja primär darum geht, bei längeren und schwerwiegenden Erkrankungen Einsparungspotenziale aufzudecken und den Kranken mit einer ihm zumutbaren Tätigkeit wieder in das Arbeitsleben zu integrieren.

Ich war auf Einiges gefasst und auf Vieles vorbereitet, fühlte mich aber trotzdem schnell total überfahren. Auch nach Stunden konnte ich mich noch nicht beruhigen. Es folgte eine fast schlaflose Nacht und auch jetzt bin ich immer noch entsetzt, fassungslos, verwirrt, wütend. Was für eine antitherapeutische Maßnahme, wenn es mich dermaßen stresst und runterreißt!

Wahrscheinlich gibt es auch andere Patienten, die das nur unwesentlich anders empfinden als ich. Aus meiner Sicht als Ärztin finde ich es aber auch ausgesprochen fragwürdig, wenn eine Kollegin (aus einer Fachrichtung, die mit meiner Krankheit nur teilweise zu tun hat) plötzlich Vieles in Frage stellt.

Chardonnay-Fässer

Sie hatte ja gerade erst begonnen, sich mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen zu befassen. Trotzdem wusste sie sofort, welche therapeutischen Maßnahmen, die meine behandelnde Fachärztin seit anderthalb Jahren und nach zahlreichen gründlichen Untersuchungen für mich zusammengestellt hat, richtig oder falsch sind.

Ob die Krankenkassen mit dieser Vorgehensweise tatsächlich Geld einsparen und Patienten in ihrem neuen Arbeitsleben helfen, weiß ich nicht. Ich bin mir allerdings sicher, dass es keine Maßnahme war, die meiner Gesundheit in irgendeiner Form zuträglich ist. Ich fürchte sogar, dass sich so das vertrauensvolle Verhältnis des Patienten zu seinen Ärzten in wenigen Augenblicken irreparabel beschädigen lässt. Das ist dann aber wohl nicht Sinn und Zweck einer solchen Untersuchung.

Mir halfen da nur zwei Mittel: André und ganz viel Chardonnay! Egal, wie viel ich von beiden genoss, es war nicht genug!

Liebe Mitkämpferinnen, wenn bei euch auch so eine Untersuchung ansteht, redet vorher ausführlich mit eurem behandelnden Arzt und vertraut ihm! Meine Entscheidung steht jedenfalls fest. Frau Dr. O. wird auch weiterhin mein uneingeschränktes Vertrauen genießen. Ich habe mich bei ihr bis jetzt bestens aufgehoben gefühlt. Auch bei allen anderen Ärzten und Schwestern, die unter ihrer Regie für meine Genesung arbeiten, möchte ich mich bei dieser Gelegenheit noch einmal ganz lieb bedanken!

Es brodelt

Es ist unglaublich! Auch heute noch, Tage nach dem Gespräch mit der medizinischen Gutachterin, bin ich aufgewühlt.

Ich falle am Abend total müde ins Bett, aber gegen 6:00 Uhr bin ich hellwach und mein erster Gedanke gehört wieder dieser Untersuchung. Es fiel mir sehr schwer, mich am Wochenende abzulenken. Ich schwanke zwischen Wut und Ohnmacht.

Dieser Tag hat mich emotional um Wochen zurück geworfen und eigentlich gar nichts Gutes bewirkt. Es kostet mich viel Kraft, das Thema aus meinem Gehirn zu verbannen und es gelingt mir eigentlich auch nur sehr schlecht. Das sollte ganz bestimmt nicht das Ziel sein. In meiner Verzweiflung habe ich sogar meine Psychoonkologin angerufen, da ich gerade in einem Teufelskreis feststecke.

Brodelnder Vulkan

An dieser Stelle möchte ich allen Freunden, Kollegen und Chefs, meiner Psychoonkologin und natürlich André dafür danken, dass sie mir zugehört und mich wieder aufgerichtet haben. Ihr alle seid mir eine große Stütze!

Abschließend möchte ich euch noch eine Informationsquelle zu diesem Thema empfehlen. Bei Wikipedia erfahrt ihr fast alles über die Arbeit der medizinischen Sachverständigen.

Berühmte Frauen mit Brustkrebs (Teil 17): Sheryl Crow

Sheryl Crow
Sheryl Crow

Sheryl Crow (Jahrgang 1962) ist eine sehr bekannte US-amerikanische Rocksängerin. Sie schreibt ihre Songs selbst, spielt hervorragend Gitarre und Bass. Außerdem ist sie mehrfache Grammy-Preisträgerin und hat mehr als 50 Millionnen Alben verkauft. Ursprünglich war sie Musiklehrerin für behinderte Kinder. Ihre sensationelle Karriere startete Sheryl als Backgroundsängerin für Michael Jackson.

Gibson Sheryl Crow Signature
Die Firma Gibson brachte eine nach Sheryl benannte Gitarre heraus

Bei einer Routine-Mammographie im Februar 2006 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Es folgten eine Operation und danach eine Bestrahlungstherapie. Sheryl verschob ihre anstehende Tournee durch Nordamerika, zog sich zurück und konzentrierte sich auf ihre Behandlung. Sie veränderte ihr Leben, indem sie zwei Kinder adoptierte und ihren Lebensmittelpunkt auf eine Farm in Tennessee verlagerte.

"Brustkrebs frühzeitig zu erkennen ist die beste Chance für eine Frau, zu überleben. Und die digitale Mammographie ist die beste Methode dafür."

(Sheryl Crow, 2010)

Natürlich hat Sheryl ihren Leidensweg auch in einem Song verarbeitet:

Make It Go Away (Radiation Song), 2008


In einem Interview spricht Sheryl 2007 (etwa ein Jahr nach der Diagnose) über ihre Erfahrungen mit der Krankheit. (englisch, 3:21)

Sheryl wurde in Los Angeles im 2010 eröffneten Pink Lotus Breast Center behandelt. Es ist das erste Brustkrebszentrum in den USA, das sich ausschließlich der Diagnostik, dem Screening und der Therapie widmet. Sheryl fühlte sich dort sehr gut aufgehoben und sponserte die neuesten und modernsten Mammographiegeräte, um auch anderen Frauen zu helfen, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen.

"Joining forces with the Pink Lotus Breast Center has provided me with a wonderful platform to create awareness and encourage the millions of American women over 40 to get their annual mammogram."

(Sheryl Crow, 2010)

Seit dem Winter 2011 plagten sie zunehmend Gedächtnisschwächen. Im Juni 2012 gab sie bekannt, dass sie ein Meningeom hat. Das ist ein benigner, also gutartiger Hirtumor, der nur langsam wächst. Eine erneute Operation war deshalb nicht nötig. 2013 zog sie mit ihren Kindern und vielen Tieren nach Nashville.

Frühlingserwachen

Endlich! Der Frühling ist da. Der Winter war lang genug und - für mich - viel zu kalt. Jetzt ist es plötzlich wieder warm und traumhaft schön.

Sonnenschein kann auch so wunderbar therapeutisch sein. Empfindet ihr das auch so? Ich hoffe, er erwärmt eure Herzen, bringt eure Augen zum Leuchten, vertreibt Kummer und Sorgen und steigert die Freude auf den bevorstehenden Sommer.

Ich freue mich auf lange, helle und warme Abende mit einem Gläschen kühlen Chardonnay - gemütlich auf dem Balkon oder im Biergarten.

Mir tut das Wetter sehr gut. Meine Schmerzen in den Hüften sind deutlich besser und ich gehe irgendwie mit mehr Energie zur Arbeit. Und ja, ich freue mich über jede kleine Blüte, die wieder Farbe ins Leben bringt, und über den kleinsten Hauch von Grün, der sichtbar wird, wenn die Bäume beginnen, ihr Laub zu entfalten.


Wenn nur die Müdigkeit nicht wäre. Aber die ist ja vielleicht nur die Folge der Zeitumstellung.

Chaos And Creation

Chaos And Creation

Mein Hirn und mein Herz werden schon wieder von einem emotionalen Chaos beherrscht. Ich komme einfach nicht zur Ruhe. Keine Chance!

Ab April werde ich (endlich!!!) 40 Prozent arbeiten. Das werden dann ein kompletter und zwei halbe Tage sein. Für mich ist das ein Erfolg. Es bedeutet, dass ich wieder in der Lage sein werde, einen ganzen Tag lang meine Patienten im OP zu betreuen. Ich werde danach wohl mit einem unbeschreiblich schönen Gefühl, aber auch sehr erholungsbedürftig den Saal verlassen.

Mehr geht leider noch nicht. Ich würde ja gern, aber ich muss auch auf meine Ärzte und Therapeuten hören, ihre und auch meine Bedenken ernstnehmen. Schließlich habe ich einen sehr verantwortungsvollen Job, dem ich zu 100 Prozent gerecht werden muss. Arbeiten mit halber Kraft ist da einfach nicht drin!

Die Unzufriedenheit mit meinem bisherigen Arbeitspensum wäre ja schon Problem genug. Zusätzlich quält mich aber auch das ständige Gefühl - ob nun zurecht oder nicht - dass Teile meines beruflichen Umfelds dafür nur mittelmäßiges Verständnis aufbringen.

Hinter meinem Rücken geäußerte Wünsche, ich könnte doch ausgerechnet an den Tagen arbeiten kommen, die ich mir für wichtige therapeutische Maßnahmen freihalte, irritieren mich. Dass da vielleicht jemand hofft, sein eigenes Wochenende um ein paar Stündchen zu verlängern, ist nachvollziehbar, aber das Verständnis für meine besondere Situation hatte ich mir zwischen all meinen medizinischen Kollegen doch ein wenig anders vorgestellt.

Da ist sie wieder: die gutmütige Julia, die im Zweifelsfall fast immer JA sagt, wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird. Auf den ersten Blick scheint sie wieder die alte zu sein. Nur zwei Dinge sind ein wenig putzig, aber wohl nicht besorgniserregend: ihre lustige Kurzhaarfrisur und ihre seltsam sparsame Anwesenheit im OP-Saal. Sehen mich einige meiner Kollegen so oder bilde ich mir das nur ein?

Ich bin hin- und hergerissen zwischen beruflichen Pflichten und meiner Therapie, zwischen eigenen Ansprüchen und notwendiger Erholung. Auch für mich selbst ist es immer noch neu und ungewohnt, in so starkem Maße auf meine Gesundheit und mein Wohlbefinden achten zu müssen. Andererseits möchte ich aber auch als gleichwertiges Mitglied des Teams arbeiten, meine Kollegen unterstützen und ihnen helfen. Ich will wieder alles geben, halte das aber noch nicht wieder so, wie vor meiner Erkrankung, eine komplette Arbeitswoche durch.

Das belastet mich sehr, ich will mehr, kann aber einfach noch nicht. Damit zu leben ist nicht leicht. Ich muss noch besser lernen, auf mich, meine Gesundheit und meine Genesung zu achten und ich muss lernen, auch einmal selbstbewusst NEIN zu sagen, ohne dabei auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu haben.

So, und jetzt helfen mir für den Rest des Tages nur noch André, eine Packung Taschentücher und ein weiteres Gläschen ... (naja, ihr wisst schon).