Ich bin heute Morgen um 4:30 Uhr aufgestanden. So ausgeschlafen habe ich mich selten um diese Zeit gefühlt. Ich wollte die letzten richtigen Wohlfühlminuten der nächsten sechs Monate meines Lebens genießen. Natürlich war ich total aufgeregt und von Angst vor all den möglichen Nebenwirkungen getrieben. Meine medizinische Neugier spielte auch noch eine (untergeordnete) Rolle.
Pünktlich um 8:15 Uhr begann die erste Infusion meiner Chemotherapie, 9:30 Uhr war bereits alles vorbei. Die behandelnden Ärzte und Schwestern waren sehr nett. Bevor es an und in die Vene an meinem linken Unterarm ging, gab es erstmal einen Kaffee. Und glaubt mir, solch guten Kaffee schaffen nur wenige Restaurants! Darauf kann ich mich das nächste Mal richtig freuen.
Als ich zu Hause ankam, war mein Hirn etwas "fluffig" - und das war gar nicht unangenehm. Dank des Cortisons, das ich in einer hohen Dosis erhielt, war ich körperlich fit. Ihr ahnt es schon: diese Energie blieb nicht ungenutzt und wurde in anstrengende, unliebsame Hausarbeit umgesetzt. Danach war ich schon richtig stolz auf meinen Fleiß und das Ergebnis.
Am frühen Nachmittag kam ich an einem Spiegel vorbei und das Ergebnis war schockierend. Meine Gesichtsfarbe war eigentlich keine mehr. Ich war weiß wie ein Bettlaken, nur, dass ich mich wesentlich besser gefühlt habe.
Am Nachmittag wurde es dann doch etwas ungemütlicher: Kopfschmerzen! Ab und zu tat mir immer mal irgendetwas weh. Mein Hirn war nicht ganz in Topform. Es war anstrengend, irgendwelche tageswichtige Entscheidungen zu treffen. Lesen habe ich vertagt, schließlich gibt es für solche Tage genügend gute Filme.
Am Abend verlief dann wieder alles völlig relaxt. Mit einem Wohlfühlgetränk, das mein Mann gezaubert hatte, und einem weiteren guten Film ging der Tag zu Ende. Um 22:30 Uhr war ich total müde und ging zu Bett.
So, ab sofort werde ich den Grad meines täglichen Wohlbefindens mit einer Punktzahl beurteilen. Dabei bedeuten:
Abgesehen von dem Durchhänger am Nachmittag bekommt dieser Tag sehr gute ...
... 8 Punkte.