Seit der ersten Chemotherapie hat sich bei mir ein regelmäßiger Tagesablauf eingestellt. Die neuen Gewohnheiten haben nur sehr wenig mit meinem alten Leben gemeinsam.
Ich erwache am Morgen immer sehr früh zwischen 6:00 und 7:00 Uhr. Hätte mir das vorher jemand erzählt, hätte, ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt.
Mit mir gemeinsam erwachen auch Symptome, auf die ich gern verzichten würde. Es gibt eine breit gefächerte Auswahl zwischen Mundtrockenheit, tauber oder pelziger Zunge, Schmerzen in der Mundhöhle oder in allen Zähnen und natürlich - sehr beliebt - die Gliederschmerzen. Dann brauche ich eine Phase zum Warmwerden. Ich bewege erstmal nur die Hände, dann langsam die Arme und zum Schluss die Beine. Wenn ich mich eingelaufen habe, beginnt der Tag.
Das Frühstück findet nur statt, weil mein Verstand es mir befiehlt. Von Appetit oder Hunger fehlt meist jede Spur. Da der Vormittag die produktivste Zeit meines Tages ist, bin ich dann richtig beschäftigt: zwei- bis dreimal in der Woche gehe ich nach dem Aufstehen schwimmen, an anderen Tagen beantworte ich meine Post, erledige unliebsame Hausarbeiten (Bügeln!!!) oder ich bin verabredet.
Nach den Mittagessen gehen in meinem Kopf meist schlagartig die Lichter aus. Das heißt, ich bin müde und kaputt und brauche unbedingt eine ausgedehnte Mittagspause mit einem guten Buch auf dem Sofa oder auch mal im Bett.
Am frühen Abend lege ich dann nochmal los. Die Power reicht dann für alle Aktivitäten, bei denen man sich kaum oder gar nicht bewegen muss, zum Beispiel Fernsehen. Ich lasse den Tag immer ruhig ausklingen, immer seltener mit einem Chardonnay, weil er an meinem Gaumen nicht mehr sein volles Aroma entfalten kann.
Spätestens gegen 22:30 Uhr falle ich dann in einen tiefen Schlaf, begleitet von den üblichen Verdächtigen: pelzige Zunge, Geschmacklosigkeit, Schmerzen im Zahnfleisch. Ich kämpfe Tag und Nacht. Trotz dieser Nebenwirkungen kann ich immer noch viele schöne Dinge genießen.
... und noch ein aktueller Kinotipp für einen gemütlichen Nachmittag oder Abend: The Intern - Man lernt nie aus. Der 70jährige Witwer Ben Whittaker (Robert De Niro) beginnt ein Praktikum bei einer Internetfirma unter Leitung der vielbeschäftigten Jules Ostin (Anne Hathaway). Es dauert nicht lange und er wird für seine Chefin unersetzlich. Robert De Niro wirkt in seiner Rolle etwas unterfordert, aber er ist und bleibt brillant! Geht ins Kino, lehnt euch zurück und genießt!
Den Kinotrailer gibt es wieder gratis dazu.