Es war schön - das Ende einer Ära

Es war schön, einfach schön,

endgültig vorbei, aber schön.

Winde dreh'n, Menschen geh'n.

Was war, kann uns keiner mehr nehm'.

Denk an unsre Zeit, sie war schön.

(Frank Ramond)

Die wahren Helden unserer Kindheit begleiten uns das gesamte Leben lang. Wir nehmen sie als Erwachsene mal mehr oder mal weniger wahr. Aber sie sind immer da und immer bei und in uns.

Ich habe meine ersten Helden im zarten Alter von sieben Jahren kennengelernt und mich sofort in den Sänger dieser deutschsprachigen Band verliebt: groß (1,92 m), lange Haare, raue, tiefe Stimme und ein echter Rocker.

Sofort erkannte ich, dass die Musik etwas Besonderes ist und ziemlich schnell verstand ich auch die Texte. Zum ersten Mal in meinem Leben redete Musik mit mir. Das sollte später nur noch zwischen wenigen Musikern und mir passieren.

Mit 16 Jahren ging ich zu meinem ersten Live-Konzert, natürlich mit dieser Band. Ich stand schon damals in der ersten Reihe und habe sie hautnah erlebt. Ich war fasziniert und hingerissen. Von der Bühne ging Kraft und Lebensfreude aus. Das hatte ich so noch nie erlebt.

Wir Fans sind zu einer großen Familie gewachsen und irgendwie traf ich auch öfter die gleichen Leute in den vordersten Reihen. Das war schön, wir haben uns über Vergangenes und Gegenwärtiges unterhalten und waren Verbündete im Herzen.

Diese unermüdlichen fünf Männer stehen jetzt seit 1969 gemeinsam auf der Bühne. Neue Alben gab es regelmäßig. Ihre Texte beschreiben ihre Lebenserfahrungen, erzählen vom gewöhnlichen Alltag, von den Sorgen und Nöten und von den schönen Seiten in unserem Leben. Sie strahlen Optimismus und Freude am Leben aus.

Ich bin mit ihnen erwachsen geworden, habe mich in schwierigen Zeiten von ihren Texten trösten lassen, habe mit ihnen gefeiert und geweint. Wir sind durch politisch turbulente Zeiten gegangen und wir haben es geschafft, gut in eine neue Zeit zu starten. Wir kämpfen alle gemeinsam für Frieden, Liebe und Solidarität. Ihre Lieder erzählen Geschichten von mir, meinen Freunden und meinem Land.

Ich habe sie unzählige Male live gesehen, fast immer ganz vorn in der ersten Reihe, durfte sie persönlich bei kleineren Events kennenlernen und habe festgestellt: Sie sind Menschen wie du und ich. Man kann mit ihnen problemlos plaudern, lachen und diskutieren.

Nach 46 Jahren Bandgeschichte passiert nun das, wovor ich in den letzten Jahren schon ein bisschen Angst hatte - die Band, die den Soundtrack meines Lebens geschrieben hat, geht in Rockerrente. Ich verstehe dies natürlich, kann es aber nur schwer akzeptieren. Sie rocken auf der Bühne immer noch 2,5 Stunden durch und es ist einfach gute handgemachte Rockmusik. Jeder einzelne von ihnen ist ein Meister auf seinem Instrument. Eine Bühnenshow haben diese Männer nicht nötig.

Für mich ist es besonders in diesen Zeiten schwierig, weil ihre Musik mich in den letzten Monaten auch getragen hat. Nun ist Schluss mit den lauten und sehr vertrauten Live-Konzerten, mit den vielen, vielen Menschen und dem langen gemeinsamen Warten vor dem Event, damit man auch wirklich ganz vorn stehen kann. Für mich, für alle Fans und für die Musiker selbst geht eine Ära zu Ende und das tut weh. Ich weiß im Moment noch nicht, wie ich es verkraften soll. Etwas, was seit meiner Jugend dazugehört, wird es nie mehr live geben.

Nie wieder!? Aber eines steht fest: Es war schön! Ich verneige mich vor euch und sage DANKE!

Und wenn das Meer dann unsere Geschichte erzählt

vom Lachen, vom Lieben, vom Leben,

dann kann uns keine Macht dieses Wunder mehr nehmen,

das Lachen, das Lieben, das Leben.

Uns hat es nicht umsonst gegeben.

(Dieter Birr, Hartmut Krech, Mark Nissen)

Habe ich es schon erwähnt? Sie haben DIE Hymne für meine Eisbären geschrieben!

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