Chardonnay-Therapie

In dieser Woche hatte ich einen Termin zu einer sogenannten "fachvertrauensärztlichen Untersuchung". Diese wird von der Krankenkasse organisiert und bezahlt, um herauszufinden, ob ein Patient wirklich so krank ist, wie seine Ärzte es bescheinigen. Ein normaler und verständlicher Vorgang, weil es ja primär darum geht, bei längeren und schwerwiegenden Erkrankungen Einsparungspotenziale aufzudecken und den Kranken mit einer ihm zumutbaren Tätigkeit wieder in das Arbeitsleben zu integrieren.

Ich war auf Einiges gefasst und auf Vieles vorbereitet, fühlte mich aber trotzdem schnell total überfahren. Auch nach Stunden konnte ich mich noch nicht beruhigen. Es folgte eine fast schlaflose Nacht und auch jetzt bin ich immer noch entsetzt, fassungslos, verwirrt, wütend. Was für eine antitherapeutische Maßnahme, wenn es mich dermaßen stresst und runterreißt!

Wahrscheinlich gibt es auch andere Patienten, die das nur unwesentlich anders empfinden als ich. Aus meiner Sicht als Ärztin finde ich es aber auch ausgesprochen fragwürdig, wenn eine Kollegin (aus einer Fachrichtung, die mit meiner Krankheit nur teilweise zu tun hat) plötzlich Vieles in Frage stellt.

Chardonnay-Fässer

Sie hatte ja gerade erst begonnen, sich mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen zu befassen. Trotzdem wusste sie sofort, welche therapeutischen Maßnahmen, die meine behandelnde Fachärztin seit anderthalb Jahren und nach zahlreichen gründlichen Untersuchungen für mich zusammengestellt hat, richtig oder falsch sind.

Ob die Krankenkassen mit dieser Vorgehensweise tatsächlich Geld einsparen und Patienten in ihrem neuen Arbeitsleben helfen, weiß ich nicht. Ich bin mir allerdings sicher, dass es keine Maßnahme war, die meiner Gesundheit in irgendeiner Form zuträglich ist. Ich fürchte sogar, dass sich so das vertrauensvolle Verhältnis des Patienten zu seinen Ärzten in wenigen Augenblicken irreparabel beschädigen lässt. Das ist dann aber wohl nicht Sinn und Zweck einer solchen Untersuchung.

Mir halfen da nur zwei Mittel: André und ganz viel Chardonnay! Egal, wie viel ich von beiden genoss, es war nicht genug!

Liebe Mitkämpferinnen, wenn bei euch auch so eine Untersuchung ansteht, redet vorher ausführlich mit eurem behandelnden Arzt und vertraut ihm! Meine Entscheidung steht jedenfalls fest. Frau Dr. O. wird auch weiterhin mein uneingeschränktes Vertrauen genießen. Ich habe mich bei ihr bis jetzt bestens aufgehoben gefühlt. Auch bei allen anderen Ärzten und Schwestern, die unter ihrer Regie für meine Genesung arbeiten, möchte ich mich bei dieser Gelegenheit noch einmal ganz lieb bedanken!