Berühmte Frauen mit Brustkrebs (Teil 18): Tamara Danz

Tamara Danz
Tamara Danz

Leonore Tamara Danz, geboren 1952, war die bekannteste Rocksängerin der DDR und Frontfrau der Gruppe Silly. Man bezeichnete sie auch liebevoll als Tina Turner des Ostens. Sie sang bereits während ihrer Schulzeit in einer Band und begann nach einem Musikstudium ihre Laufbahn als Profi-Musikerin. Bis zu ihrem Tod hatte sie 18 erfolgreiche Jahre mit ihrer Band.

Ihre Markenzeichen waren eine blonde wilde Haarmähne, Lederklamotten und eine sehr markante, rauchige Stimme. 1981, 1983, 1985 und 1986 wurde sie vom Publikum zur "Besten Rocksängerin des Jahres" gewählt. Kaum einer, der damals das Album "Mont Klamott" nicht kannte. Tamara ging mit ihrem Texter Werner Karma eine künstlerische Symbiose ein. Er schrieb, was sie fühlte, dachte und wofür sie im Leben eintrat. Ab 1993 schrieb sie fast alle Texte für die Band selbst und in ihren legendären Songs erkannten sich ihre Fans wieder.

"Das wichtigste bei Tamara war, dass sie trotz Popularität niemals Starrummel zugelassen, sich Herz und Schnauze bewahrt hat."

(Wolfgang Schubert, enger Freund und Konzertmanager, 1996)


Tamara wurde zum Vorbild vieler Frauen - immer geradlinig, nach außen hin leicht unterkühlt wirkend, aber vor Kraft und Energie strotzend, eine Frau, die immer ihren eigenen Kopf hatte und sich in ihrer Musik verwirklichte. Seit 1989 engagierte sie sich zunehmend auch für Politik und für ihr "Danzmusik Studio", das sie gemeinsam mit ihren Musikern gründete.

Anfang 1995 erhielt sie die Diagnose Brustkrebs, es folgte eine Operation. Bereits ein Jahr später hatte sie Metastasen im gesamten Körper. Eine Kur und alternative Behandlungsmethoden blieben ohne Erfolg. Die geplante Deutschlandtournee wurde daraufhin abgesagt.

1996 erschien "Paradies", Tamaras letztes Silly-Album. "Asyl im Paradies" ist ein Song, der mitten ins Herz geht. Den Text schrieb Tamara als in der Öffentlichkeit noch niemand ihre Erkrankung erahnen konnte:

Meine Uhr ist eingeschlafen,

ich hänge lose in der Zeit.

Ein Sturm hat mich hinausgetrieben

auf das Meer der Ewigkeit.

 

Gib mir Asyl hier im Paradies,

hier kann mir keiner was tun.

Gib mir Asyl hier im Paradies,

nur den Moment um mich auszuruhn.

 

Da draußen lauern deine Hände

und ziehn mich auf den Grund.

Ich sinke, ich sinke und ertrinke

an deinem warmen Mund.

Gib mir Asyl hier im Paradies,

hier kann mir keiner was tun.

Gib mir Asyl hier im Paradies,

nur den Moment um mich auszuruhn.

 

Hörst du sie rufen?

Sie kommen, mich zu suchen.

Siehst du die Feuer dort am Strand?

Sag ihnen keine Macht der Welt.

 

Holt mich zurück, zurück an Land.

 

Gib mir Asyl ...


Tamara verstarb am 22. Juli 1996 im Kreise ihrer Familie. Ihre Beerdigung erfolgte ihrem Wunsch gemäß ohne großes Aufsehen in Münchehhofe. Ihrem Ehemann Uwe Hassbecker (Gitarrist, Studiomusiker und Musikproduzent) und ihrem Keyboarder Ritchie Barton nahm sie noch das Versprechen ab, Silly weiterleben zu lassen. Mit Anna Loos fanden die beiden eine Sängerin, die Tamaras Songs interpretieren kann, aber erst im Jahr 2010 erschien die CD "Alles Rot" mit neuen Songs. Auf diesem Album widmete Silly den Song "Sonnenblumen" ihrer ehemaligen Frontfrau:

Wenn ich Sonnenblumen seh

muss ich an dich denken

und an Sterne, wie sie uns

ihre Wärme schenken

 

Wenn ich Sonnenblumen seh

alle Sommer wieder

spielt mir mein verschoss‘nes Herz

Filme vor und Lieder

Wo du auch sein magst, ich hab dich hier

Blume der Sonne über mir.

Wo du auch sein magst, ich spüre dich

deine Liebe wie Sonne scheint rein in mich.

 

Wenn ich Sonnenblumen seh

kleine gelbe Sterne

ist mir so als schaust du mich an

aus weiter Ferne


Silly - Alben (Auswahl)
Silly - Alben (Auswahl)

Es gibt zwei Straßen, die nach Tamara Danz benannt sind: eine in Berlin-Friedrichhain und die andere in ihrer alten Heimat Breitungen/Werra.

"Es gab weit und breit keine andere Rocksängerin, die ihr das Wasser reichen konnte - nicht mal ansatzweise. Sie war in der DDR konkurrenzlos."

(Toni Krahl, Sänger der Band City)