Bettina Junker Kränzle, Krebsliga Schweiz

... im Gespräch mit der Krebskillerin

Frau Junker, Sie sind in der Krebsliga Schweiz ein Mitglied der Geschäftsleitung und die Leiterin für Marketing, Kommunikation und Mittelbeschaffung.

 

Daraus ergibt sich gleich meine erste Frage: Wie und woher beschafft sich die Krebsliga ihre Mittel und für welche Projekte wird das Geld verwendet?


Die Krebsliga Schweiz ist zu über 90 % spendenfinanziert. Eine große Zahl von privaten Spenderinnen und Spendern sowie institutionelle Donatoren unterstützen unsere Arbeit, die wir täglich für die von Krebs betroffenen Menschen und ihre Angehörigen verrichten. Mit verschiedenen Unternehmen führen wir zudem Kooperationspartnerschaften. Das Fundraising der Krebsliga Schweiz ist professionell organisiert und arbeitet mit schlanken Strukturen und möglichst niedrigen Overheadkosten, damit von jedem Spenderfranken möglichst viel direkt in Angebote oder Dienstleistungen für Betroffene fließen kann.

Krebstelefon der Krebsliga Schweiz: 0800 11 88 11

Angebote der Krebsliga sind zum Beispiel das Krebstelefon, an das man sich kostenlos mit allen Fragen rund um Krebs wenden kann, ein breites Kursangebot, die über 180 Ratgeber- oder Patienteninformationsbroschüren zu Krebsarten und -themen, ein Hilfsfonds für Härtefälle oder auch das beliebte Kletterlager für Kinder aus krebsbetroffenen Familien. Zu diesen Angeboten kommen auch immer wieder Forschungsprojekte, die die Krebsliga unterstützt und die nach einem strengen Auswahlverfahren durch eine wissenschaftliche Kommission ausgewählt werden. Der Fokus bei diesen Forschungsprojekten liegt auf der patientennahen Forschung.

Bettina Junker Kränzle
Bettina Junker Kränzle

Worin bestehen die Hauptaufgaben der Krebsliga und worin unterscheidet sie sich von ähnlichen Institutionen?

Die Krebsliga ist ein nationales Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung, Prävention, Früherkennung, Betreuung und Forschungsförderung im Bereich Krebs. Sie verfolgt als Verband, bestehend aus 19 kantonalen und regionalen Krebsligen sowie der Dachorganisation Krebsliga Schweiz, die Zielsetzung, das Krebsrisiko zu senken, Symptome zu lindern und die Heilungschancen zu erhöhen.

Unser wichtigster Grundsatz ist, dass der Mensch stets im Mittelpunkt all unserer Arbeit steht. Unsere Vision: Gemeinsam setzen wir uns ein für eine Welt, in der weniger Menschen an Krebs erkranken, weniger Menschen an den Folgen von Krebs leiden und sterben, mehr Menschen von Krebs geheilt werden und Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren. Die Krebsliga Schweiz ist eine ZEWO-zertifizierte Non-Profit-Organisation und damit steuerbefreit. Die Spenden können von Spenderinnen und Spendern sowohl bei der direkten Bundessteuer als auch bei den Kantons- und Gemeindesteuern in Abzug gebracht werden.

Was genau leistet die Krebsliga für die Brustkrebs-Vorsorge und die Betreuung von Brustkrebs-Patientinnen?

Unterstützung bieten, umfassend informieren und Mitgefühl zeigen - das ist unser täglicher Auftrag, sowohl in der Betreuung und bei den Themen der Vorsorge. Wir setzen uns in der Öffentlichkeit und mit unserem politischen Engagement für Früherkennungs-Maßnahmen im Rahmen von Programmen ein. Es geht darum, die Überlebenschancen durch flächendeckende qualitätskontrollierte Früherkennungs-Programme zu erhöhen, und es geht vor allem um das Erkennen der Erkrankung im Frühstadium.

Wir setzen uns für Programme ein, die den Vorgaben der europäischen Leitlinien folgen - hinsichtlich Fachkompetenz und Hardware - und die die Struktur, den Prozess und die Ergebnisqualität messen und erfassen. Eine neue Informationsbroschüre der Krebsliga informiert über Vorteile und Nachteile der Früherkennung. Überdies bieten die Krebsliga sowie die kantonalen und regionalen Ligen vor Ort immer im Oktober zahlreiche Informationsanlässe an und sind auch bei Firmen vor Ort - am 14. Oktober 2017 zum Beispiel an neun Standorten der IKEA.

Eine Krebs- oder Brustkrebsdiagnose betrifft in den seltensten Fällen nur einen selbst, sondern sorgt auch am Arbeitsplatz für Ängste und Unsicherheiten. Etwa 317.000 Personen leben in der Schweiz mit der Diagnose Krebs. Darunter sind auch viele, die noch im erwerbstätigen Alter sind. Mehr als 60 Prozent davon kehren nach dem Ende der Therapie wieder an den Arbeitsplatz zurück. Die Krebsliga hat Dienstleistungen und Angebote entwickelt, die Arbeitgeber und Personalverantwortliche für die individuellen Bedürfnisse Krebsbetroffener sensibilisieren. Neu darunter ist auch das Telefon-Coaching für Arbeitgeber.

In der Betreuung von Brustkrebs-Patientinnen begleiten wir vor Ort durch die kantonalen und regionalen Ligen und auch über die fünf Kanäle des Krebstelefons. 2016 beantwortete der Krebsinformationsdienst circa 4800 Anfragen, 19 % davon entfallen auf das Thema Brustkrebs, also beispielsweise auf Nebenwirkungen, Diagnostik, Infodrehscheibe Medizin oder Aspekte der Pflege.

Anna Zahno an einem Informationsstand der Krebsliga
Anna Zahno an einem Informationsstand der Krebsliga

Allein im deutschsprachigen Raum gibt es unzählige Organisationen und Stiftungen, die sich mit dem Thema Krebs auseinandersetzen. Ist das für eine enge und gut koordinierte Zusammenarbeit eher ein Vorteil oder eher ein Problem?

Wie immer im Leben: gemeinsam ist man stärker. Und häufig ist ein gemeinsames Unterfangen mehr als das, was jeder einzelne alleine erreichen könnte. Die Krebsliga arbeitet deshalb mit verschiedensten Partnern und Expertengruppen zusammen und kann von sich auch sagen, dass sie diverse neuere Organisationen mit aus der Taufe gehoben hat. Die Krebsliga Schweiz führt auch die Gesamtprojekt-Koordination der Nationalen Strategie gegen Krebs.

Ich danke Ihnen für Ihre ausführlichen Antworten und wünsche Ihnen viele großartige Erfolge im Kampf gegen den Krebs.